In fremden Kleidern.Geschichte einer Jugend, von PAULA FOX
In fremden Kleidern.Geschichte einer Jugend, von PAULA FOX
PAULA FOX: In fremden Kleidern. Geschichte einer Jugend. Aus dem Amerikanischen von Susanne Röckel. C.H.Beck Verlag, München 2003. 287 Seiten, 19,90 Euro.
Etwas Besseres als Deine Mutter findest Du überall
Autobiographie einer
Verlassenen: Paula Fox’ bewegendes Buch „In fremden Kleidern“
28-3-2003
Der Schluss ist zu demonstrativ. Die Ich-Erzählerin in Paula Fox’ Autobiographie führt plötzlich vor, dass sie, ganz anders als ihre Mutter, die eigene Tochter gut behandle. Ihr Verhältnis sei gut, obwohl sie sich zwei Jahrzehnte lang nicht gesehen hätten. „Ich lasse uns dort am Rinnstein sitzen, dicht nebeneinander. Ab und zu kam jemand vorbei, ohne uns Beachtung zu schenken, während wir uns Geschichten aus unser beider Leben erzählten und von Zeit zu Zeit in Schweigen verfielen.“ Doch beglaubigen vielleicht gerade diese etwas dick aufgetragenen, ungelenken letzten Zeilen die Wahrhaftigkeit dieser Autobiographie. Das ist hier nicht unwichtig. Wäre Fox’ Geschichte einer Jugend nicht „wahr“, man könnte das Elend, das die 1923 geborene, von Jonathan Franzen vor einigen Jahren wieder entdeckte, inzwischen berühmte amerikanische Schriftstellerin ausbreitet, kaum glauben. „Urplötzlich schleuderte sie das Glas samt seinem Inhalt in meine Richtung. Wasser und Eisstückchen glitten an meinen Armen entlang und über mein Kleid. Der Hund zu meinen Füßen duckte sich. Mein Vater war an der Tür und hielt meine Mutter fest in den Armen. Dann führte er mich aus der Wohnung heraus.“ Paula ist zu diesem Zeitpunkt keine sieben Jahre alt, im Rückblick schreibt sie: „Jahrelang fühlte ich mich für alles, was in meinem Leben geschah verantwortlich (...) Ich tat das nicht aus geistiger oder seelischer Großmut. Es war der hoffnungslose Wunsch zu entdecken, warum meine Geburt und meine Existenz für meine Mutter ein solches Verhängnis waren. “ |
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Wenige Tage nach ihrer Geburt wird Paula von den Eltern in einem New Yorker Findelhaus abgegeben. Von ihrer kubanischen Großmutter einige Wochen später dort wieder abgeholt, gelangt sie über Umwege zum einzigen guten Onkel des Buches, Pfarrer Elwood in Balmville, New York. Hier verbringt sie ihre ersten Jahre. Sie kann noch kaum lesen, da besucht ihr Vater sie zum erstenmal, einen Abend lang. Er bringt ihr ein paar Bücher mit und verabschiedet sich wieder. Als Paula sieben Jahre alt ist, fahren die Eltern nach Europa. Als sie elf ist, kommen sie zurück. Paula und die Großmutter stehen am Pier. Die Eltern beachten sie kaum.
Nein, die Vorfälle klingen nicht immer dramatisch, nach klirrenden Gläsern. Manchmal reicht es, dass das Kind ein paar Tage bei den Eltern verbringen soll und diese am Abend seiner Ankunft auf eine Party gehen. Dann kauft die Mutter dem Mädchen plötzlich ein paar Schuhe aus schwarzem Ziegenleder, ohne sich darum zu kümmern, dass Paulas schäbige Kleider nicht dazu passen. Jahre später erzählt der Vater der Tochter, die Mutter habe ihn einmal vor die Wahl gestellt: „Entweder sie geht, oder ich gehe.“ Und er fügt hinzu: „Ich hatte keine Wahl.“
Auf einer Plantage in Kuba
Wer waren diese Eltern? Die hemmungslos narzisstische Mutter stammt aus Kuba und gibt sich wie eine Schauspielerin; der Vater, in Hollywoods dreißiger Jahren ein selbstgefälliger Drehbuchautor dritter Klasse, ist unzuverlässig und gedankenlos brutal. Als Paula ihm später aus ihrem Leben erzählt, sagt er: „Ach, ja ... Leute, die viel herumgestoßen worden sind, kehren in die Vergangenheit zurück, sie suchen ihre eigenen Spuren.“ Er sagt das wie ein melancholischer Soziologe. Doch der Skandal in Paulas Leben ist die Mutter. Der Vater hat wenigstens Charme, taucht ab und zu unverhofft auf und bleibt ein gelegentlich sympathischer Säufer, den die Tochter mit einer anderen Frau im Bett überrascht, der nach einer durchzechten Nacht auf einer Parkbank einschläft, die, von einer Überschwemmung mitgerissen, am nächsten Morgen mit ihrem schlafenden Reisenden vor einer Bar zur Ruhe gekommen ist.
Paula wächst, immer wieder weggegeben, auf Long Island, in Florida, New York, Hollywood, Montreal und New Hampshire auf. Eine relativ glückliche Zeit verbringt sie im Kuba der Dreißiger Jahre. Die Großmutter, mit der sie sich immer schlechter versteht, ist dort Gouvernante einer Plantagenbesitzerin, das Kind wird ein Jahr lang sich selbst überlassen und freundet sich mit den Kindern der Arbeiter an.
Die Sprache dieses geradlinigen, grausamen Buches ist, wie meist bei Paula Fox, ebenso direkt wie genau, doch nicht durch den lapidaren Gestus allein gewinnt „In fremden Kleidern“ seine literarische Spannung, sondern zugleich durch eine kluge Dramaturgie. Vierzig Seiten lang taucht die Mutter im Text nicht auf. Als der Leser sich schon länger für sie interessiert, wird die Frage nach dem Ursprung ihrer Wut gestellt. Der Rest des Buches ist von der Suche nach der Antwort bestimmt. Dass das Buch sie schuldig bleibt, ist gut so, weil das Verweigern der „Lösung“ der Perspektive der kleinen Tochter entspricht. Das Verhalten der Eltern ist in Paulas Augen „verrückt“, vor ihren Augen spielt sich ein Schauspiel ab, das sie nicht versteht.
Als man sich an die harten Details und die kühle Sprache, die die Mutter ohne emotionalen Aufwand bloßstellt, gewöhnt hat, wird die Erzählerin auf einmal etwas milder. Es ist nicht viel. Es sind nur ein paar Beobachtungen wie die, dass es der Mutter unmöglich war, nicht graziös auszusehen. Und etwas weiter verspürt die Erzählerin auf einmal „Sehnsucht“ nach Elsie, der Mutter.
Passiert ist, dass die Eltern sich getrennt haben, dass die Mutter ganz verschwunden ist und den Weg zum Vater nicht mehr versperrt. Die zunehmende Kompromissbereitschaft des Tons verändert die Erzählsituation, doch tut sie dem Buch nicht richtig gut. Das Schreckliche, Düstere lässt sich auch hier einfacher erzählen als das Hellerwerden, die langsame Heilung während des Heranwachsens, am Ausgang der Jugend.
Statt immer wieder neue Highlights elterlichen Fehlverhaltens, erfährt der Leser jetzt unscheinbare Details eines tristen Lebens ohne Zusammenhang. Ein nächtlicher Anhalter etwa wird zum Ereignis, weil er, dem exzessiven Sternchen-Alltag der Eltern entgegengesetzt, nicht launisch und unberechenbar ist, nicht gleich Sex auf dem Klo will, sondern mitgenommen werden möchte.
Nach dieser versehrten Jugend stolpert Paula, im Alter von zwanzig Jahren, in die erste Ehe ausgerechnet mit einem Schauspieler, der sein Geld vor allem als Matrose verdient und sich auch gleich wieder verabschiedet. Paula arbeitet als unbezahltes Mannequin, als Verkäuferin, malt echte mexikanische Vasen oder zählt mit anderen Frauen zusammen Nieten.
Trostlose Höhepunkte sind kurze Berührungen mit Stars, die sich in Los Angeles wohl kaum vermeiden lassen. Einmal muss Paula Orson Welles etwas bringen, ein andermal tanzt sie mit John Wayne, der auf dem Weg zur Berühmtheit ist. Das wird hier nicht im Stil von angeberischen Memoiren ausgemalt, sondern, der Nichtigkeit der Ereignisse angemessen, knapp berichtet.
Das Foto unter der Bettdecke
Der zeitliche Sprung zum Schluss ist groß. 92 Jahre alt ist Elsie und kurz vor dem Sterben, da bittet eine der drei eigenen Töchter Paula, die Großmutter zu besuchen. Paula tut es. Die Geschichte scheint friedlich vor sich zu gehen. Elsie gibt Paula ein Foto von ihrem kubanischen Großvater auf seinem Pferd. „Ich will, dass du dieses Foto bekommst.“ Doch als Paula das Zimmer verlässt, spielt die Mutter ihr einen ihrer alten, demütigenden Streiche. Die 92jährige versteckt das Foto unter der Bettdecke. Sie möchte, dass die Tochter es dort sucht. Paula erträgt die Situation nicht mehr. Sie lässt das Foto. Sie kann hier vor lauter Ekel nicht einmal mehr aufs Klo gehen und macht in den Garten.
Diese Passage wäre der dramaturgisch „richtige“ Schluss gewesen. Doch eben: das Buch geht noch ein paar Seiten weiter. Paula Fox erzählt von der Wiederbegegnung mit ihrer ersten Tochter, die sie vor Jahrzehnten zur Adoption frei gegeben hat, und tatsächlich: Linda und ihre Mutter verstehen sich. „Ich“, will die heute achtzigjährige Paula sagen, „ich habe es am Ende anders gemacht.“ Oft wird von Büchern gesagt, sie seien „berührend“. Bei „In fremden Kleidern“ ist das der Fall.
HANS-PETER KUNISCH
NZZ Online
27. Februar 2003, 02:09, Neue Zürcher Zeitung
Paula Fox: In fremden Kleidern. Geschichte einer Jugend. Aus dem Amerikanischen von Susanne Röckel. C.-H.-Beck-Verlag, München 2003. 287 S., Fr. 33.60.
Wie also war das genau? Kurz nach der Geburt für drei Monate von einer Kleinstadt-Familie aufgenommen, die ächzende Wiege und der vernutzte Kinderwagen aus Rattangeflecht schieben sich als erste Erinnerungsstücke in Paulas Gedächtnis. Dann fünf Jahre im bescheidenen Haus des Ortsgeistlichen, einziger Ruhepunkt in der Zeit des Heranwachsens; nachher ein Jahr in fremder Obhut in Kalifornien, ein Jahr in New York bei der Grossmutter, fast zwei in Kuba, weitgehend sich selbst überlassen, zurück in die Enge der New Yorker Armeleutewohnung, gut ein Jahr darauf von den Eltern - die periodisch wie böse Kometen durch diese Kindheit fegen - nach Florida gewirbelt, einmal mehr in den nächstbesten Händen deponiert, und hopp, wieder nach Norden, diesmal mit dem Vater und seiner neuen Geliebten, wo die inzwischen 14-jährige Paula wegen der liederlichen Lebensweise der Erwachsenen von der Schule verwiesen wird. Mit 15 in New York an der Kunstschule, die zufälligen Geldgaben des Vaters reichen nicht zum Leben. Wieder auf Vaters Betreiben vier Monate Jobbing auf Nantucket, dann ab in ein Mädcheninternat in Kanada. Ein Jahr später zurück nach New York, diesmal an die Juillard School of Music. Warum? Bis dato hatten wir die Heranwachsende nur gerade einmal durch eine Scarlatti-Sonate stolpern gehört. Aber Paula Fox weiss es selbst nicht:
Mein Leben war für mich ohne Zusammenhang. Ich fühlte, wie es zitterte und gebrochene Zähne ausspuckte. Wenn ich an die Ziele dachte, die ich im letzten Jahr für mich zu finden versucht hatte, um meinem Vater zu zeigen, dass ich etwas «wollte» - Klavier, Gesangsstunden, Bildhauerei, nichts, was den geringsten Nutzen für mich hatte -, und wenn ich an die Verrücktheit meiner Eltern dachte, die sie bei allem, was mich betraf, an den Tag legten, empfand ich das trostloseste Elend.
Ein letzter elterlicher Wahnsinnsakt katapultiert das Mädchen in Gesellschaft einer labilen, dem Alkohol verfallenen Bekannten wieder nach Kalifornien, ohne Schutz, ohne Zukunftsperspektive. Schwimm selber, meint man die eisig-wohlwollende Order der Erzeuger zu hören, dort ist das Wasser ja warm.
Wer Paula Fox' bisher auf Deutsch veröffentlichte Romane gelesen hat, wird in der Autobiographie ihrer Jugendjahre - «Borrowed Finery» (1999) liegt nun in Susanne Röckels versierter Übersetzung unter dem Titel «In fremden Kleidern» vor - den Steinbruch für «Kalifornische Jahre» und «Lauras Schweigen» finden. Das erstgenannte dieser Bücher, deutlich autobiographisch geprägt, arbeitet aus, was im letzten Kapitel von «In fremden Kleidern» skizziert ist; das zweite kreist um die Gestalt der Mutter - dominante Präsenz und zugleich klaffende Leerstelle in Paula Fox' Leben, eine Nemesis, die am Ende der Tochter noch die eigene Fratze aufprägte: So wie Elsie Fox die kleine Paula kurz nach der Geburt in einem Heim für Findelkinder hatte deponieren lassen, gab diese selbst dann im Alter von 21 Jahren ihr erstes Kind zur Adoption frei.
Wie übersetzt man ein solches Leben? Wie setzt man die stärker fiktionalisierten Varianten von den Memoiren ab? Geschichten, schreibt Paula Fox in ihrem Erinnerungsband, empfand sie «als eine Art zu denken, eine Methode, um die Schwäche vorgefundener Haltungen und sogenannter Wahrheiten herauszufinden, die über Generationen hinweg vererbt werden. Es gab keine endgültige Wahrheit.» Deshalb vielleicht, in der Bewegung dieses analytischen Um- und Einkreisens, erlaubt sie den Romanen ein Ausgreifen auf andere Charaktere, ein grösseres Mass an Kontinuität; während die «Wahrheit» hinter der Dichtung, die selbst gelebte Erfahrung, gerade in ihrem Fragmentcharakter, ihrer Vorläufigkeit und weitgehenden Sinnlosigkeit präsentiert werden muss. Die Kapitel von «In fremden Kleidern» zerfallen in Abschnitte, die oft weniger als eine Seite umfassen; Rückblenden in die Familiengeschichte wechseln mit Schlaglichtern auf die Berühmtheiten, die dank dem Beruf des Vaters - Skriptautor für Hollywood-Filme - den Weg der Familie kreuzten. Paulas Freundschaften mit Mitschülerinnen, spinnwebzarte kindliche Liebesbeziehungen, die Anhänglichkeit an eine aufmerksame Lehrerin: All das bleibt Kontur, weil jede Beziehung, jede vorsichtige Einwurzelung gleich wieder zerrissen wird.
Ein längerer Atem, ein gefestigtes Erzählen, ein genauer die Umwelt registrierender Blick finden sich lediglich in der ersten Sektion des Buches, die Paulas frühe Jahre im Haus des Reverend Corning schildert; eines stillen, gütigen Menschen, der neben der Fürsorge für seine Gemeinde und der Pflege seiner arthritiskranken Mutter noch Zuwendung - nein: Liebe - für das abgeschobene kleine Mädchen aufbrachte. In dieser Kindheitsgeschichte ist er der Einzige, der Paula zuhört, ihr vorliest, ihr erstmals eine Ahnung von der Macht des Wortes - des gehaltenen Wortes - vermittelt; während Paulas leiblicher Vater mit leichtherzig bezwingendem Charme das Blaue vom Himmel verspricht, auch mal bewusst mit den Hoffnungen und Begehrlichkeiten des Kindes plänkelt, Begriffe wie «Verantwortlichkeit» aber dauerhaft aus seinem Vokabular getilgt zu haben scheint.
«Den einen Teil der Zeit war er ein Verbündeter, den anderen ein Verräter», fixiert die Schriftstellerin das Janusprofil des Vaters, das aber zumindest noch menschliche Züge trägt. Die Mutter dagegen tritt als eigentliche Artistin der Zurückweisung, der Verweigerung und Herabsetzung an. Als Paula, mit fünf Jahren erstmals bei den Eltern zu Gast, sich neugierig und verzaubert an den von Kleidern und Schminkzeug überquellenden Kabinenkoffer macht, fällt die Mutter wie ein Habicht über das Kind her. Eine harmlose Klage - Paula hat, in Gottes Namen, Zahnweh - wird so perfid geahndet, dass die Kleine sich ab dato jeden Schmerz verbeisst. Sich selbst dagegen legt Elsie Fox keinerlei Zügel an: Sie ergeht sich in peinlichen Geschichten über ihre Seitensprünge, Affären und kleinen Gemeinheiten, so als wolle sie unter dem Schein der Vertraulichkeit die Tochter noch weiter von sich stossen. Janus spricht hier gleichsam durch einen Mund:
«Komm herein, Paula», höre ich sie sagen, ein halbes Jahrhundert später. Es klang damals für mich so, als ob sie sagte: «Geh weg, Paula.»
Als Kind, erzählt Paula Fox, sei sie stundenlang auf der Zufahrt zu Reverend Cornings Haus gekauert und habe Steine aufgeschlagen, «um herauszufinden, was sich in ihrem Inneren verbarg»; eine ernsthaft-spielerische Fron im Dienst der Neugier, dann und wann belohnt durch «farbige Streifen und verschiedenartige Strukturen in den tieferen Schichten» oder ein plötzliches Funkeln von Glimmer. Die Begegnung mit den Eltern - ein blendend schönes Paar, das mit Siegerallüre noch durch Pleiten, Krachs und Suff rauschte - möchte man dann als konträre Erfahrung lesen: Farbe und Glamour aussen vor, darunter resonanzloses Gestein, porös beim einen, diamanthart bei der andern. Ein Zwiegestirn, das seinen kindlichen Trabanten in ein raffiniertes Energiefeld von Anziehung und Abstossung bannte, durch unberechenbares Auftauchen und raschen Rückzug ein dauerndes, quälendes Vakuum von Hoffnung und Erwartung schuf.
Nur selten wird das zerstörerische Wirken dieser Machtinstanz direkt eingeklagt; und ebenso wenig präsentiert sich Paula Fox - die diese Erinnerungen aus beträchtlicher zeitlicher Distanz, mit 75 Jahren, niederschrieb - als positiven Gegenpol. Dass sie nicht nur eine gescheite Schülerin, sondern auch schön war, muss man sich aus Nebensätzen und Episoden selbst ableiten; auf eine beachtliche musikalische Begabung lässt die Tatsache schliessen, dass Paula an der renommierten Juillard School aufgenommen wurde. Aber all dies - Erfolge, Interessen, menschliche Beziehungen - scheint nicht stärker an ihr zu haften als die titelgebenden «fremden Kleider»: die Kindersachen aus zweiter Hand, sauber zwar, doch ausgeleiert, geflickt und schlecht im Sitz; die grünen Wildlederschuhe, von der Mutter ausgewählt und zu keinem Stück in der eigenen Garderobe passend; das geborgte Ballkleid, getragen im faden Triumph, dass die Besitzerin selbst nicht zum Fest geladen war; und gleich zum Auftakt des Buches das schon aus «Kalifornische Jahre» bekannte Tweedkostüm, das jemand der 17-Jährigen übermacht hatte: ein fürchterlich gutes Stück, das «etliche Grössen zu gross war und aus einem so erbarmungslos haltbaren Wollstoff bestand, dass Rock und Jacke aufrecht auf dem Boden hätten stehen können».
Ein zynisches Denkmal dies für die junge Frau ohne inneren Halt und eigenes Ziel, die Paula Fox damals war. Klein und schäbig steht es nun, im Rückblick, schon nahe dem Fluchtpunkt im Leben einer bewunderten Schriftstellerin.
Angela Schader
22. April 2003, 02:11, Neue Zürcher Zeitung
Kann man einen Menschen daran erkennen, was er einem als Erstes zeigt? Paula Fox nennt sich selbst einen Augenmenschen - alles sei bei ihr durch den ersten Blick bestimmt. Das Erste, was sie mir zeigt, ist der kleine Garten hinter dem Haus, ein wenig kahl noch nach dem unüblich langen Winter, aber erkennbar sind schon die Spuren der kommenden Üppigkeit eines glühenden New Yorker Sommers. Seit über dreissig Jahren wohnt Paula Fox hier mit ihrem Mann in einem der typischen alten Sandsteinhäuser in Brooklyn, und das Erste, was auffällt in ihrer atmosphärisch warm eingerichteten Wohnung, sind die vielen Bilder. Gemälde und Familienfotos, nicht spiessig ausgestellt, sondern dezent ins Ganze gepasst; Personen, Stationen eines heute zum achtzigsten Mal sich jährenden Lebens. Das Erste, was auffällt an dieser Frau, ist die hohe, sehr gerade Erscheinung. Und was einen sofort einnimmt, sind ihre dunkle Stimme und eine Ausstrahlung, die aus der Mitte einer reflektierten Lebenserfahrung kommt.
Es war ein plötzliches Gefühl von Todesangst oder besser: Todesnähe, das Paula Fox den Gedanken eingab, über sich selber zu schreiben - einmal «ich» zu sagen in Sätzen, die ihr Leben umschreiben, wie es begann. «Borrowed Finery» (dt. «In fremden Kleidern», vgl. NZZ vom 27. 2. 03) heissen die späten Memoiren der amerikanischen Schriftstellerin - und der Begriff «Memoiren» stimmt vielleicht besser mit der ästhetischen Form dieser Kindheitserinnerungen überein als der Untertitel «Geschichte einer Jugend» oder der Terminus «Autobiographie». Über ihr Leben hat Paula Fox in all ihren Büchern geschrieben: Ihre traumatische Kindheit ist die Quelle des Wunsches, den disparaten Anfängen ihrer Biographie eine eigene Verlaufsform zu geben.
Von der ebenso herrischen wie hysterischen Mutter gleich nach der Geburt abgeschoben und von einer Person zur andern, von einer Station zur nächsten katapultiert, erfuhr Paula Fox die ersten Lebensjahre als eine einzige Einübung in die Verlorenheit. Im Gebäude ihrer strengen Kompositionen hat sie der Verstörung der frühen Jahre nuancierte Seelenräume geöffnet, Räume, in denen die Ängste und Irritationen, Hass, Sehnsüchte und Empfindlichkeiten im Schutz der ästhetischen Form ihr ambivalentes Echo entfalten können. Nach fünf Romanen und über zwanzig Kinderbüchern hat Paula Fox nun zum ersten Mal «ich» gesagt in einem Lebens-Buch, dem sie ein Motto aus Shakespeares «Komödie der Irrungen» voranstellte: «Nach solchem Gram die Feier der Geburt».
Der Auslöser für die Niederschrift der Erinnerungen war ein Überfall in Jerusalem vor ein paar Jahren. Paula Fox wurde niedergeschlagen und ausgeraubt; sie erlitt infolge einer Gehirnblutung einen Schlaganfall. Das Sprechen musste sie erst wieder ganz neu lernen, und auch das Schreiben ging vorerst nur äusserst mühsam vonstatten. Ihr erster Versuch, an den Schreibtisch zurückzukehren, begann mit einem Bild: Im Fernsehen sah sie einen Mann auf einem Stein im Wasser stehen, der ein grosses Netz auswarf. Der Anblick hat sich ihr tief ins Gedächtnis geprägt. Später fand sie heraus, dass in dieser Geste die Art und Weise verborgen war, in der im Mittelalter Vögel gefangen wurden. Diese Vision hat sie dann zum Ausgangspunkt eines Kinderbuches gemacht. Doch passt das Bild des ausgeworfenen und eingezogenen Netzes auch auf ihre Memoiren. «In fremden Kleidern» bildet - in jenen Bruchstücken und Fragmenten, in denen das Gedächtnis uns das gelebte Leben als Strandgut zurückgibt - den Kampf mit der Erinnerung selber ab.
Paula Fox ist eine Dompteuse der doppelbödigen Dialoge, die subtile Komponistin vielfach gebrochener Nebentöne, des lautstark hallenden Schweigens. Relativ spät erst, mit vierzig Jahren, hat sie professionell zu schreiben begonnen, noch später, mit beinahe achtzig, ist sie - von einer jüngeren Generation von Schriftstellern - wiederentdeckt worden. Besonders der Schriftsteller Jonathan Franzen hat die Aufmerksamkeit auf eine Autorin zurückgelenkt, die in dem Roman «Desperate Characters» (dt. «Was am Ende bleibt»), dem kalten Kammerstück einer brüchigen Ehe, ein formal ausgereiftes Modell lieferte für das, was Schriftsteller wie Franzen selbst, Jeffrey Eugenides, Jonathan Lethem oder David Foster Wallace heute zu ihrem breit akklamierten Anliegen machten: die Demontage der amerikanischen Mittelklasse. Die jüngeren Autoren, meint Paula Fox, seien realistischer, als ihre Generation es jemals gewesen sei. Und doch empfindet sie deutlich, dass mit dem allgemeinen Schrumpfen des Wortschatzes die Fähigkeit, nuanciert wahrzunehmen, rapide schwindet.
Der «realistische Blick» auf die Verheerungen, die das Leben für uns bereithält, ist das Markenzeichen von Paula Fox. «Wir sind verdammt, wenn wir auf die Welt kommen», sagt sie und lacht. Paula Fox lacht viel - es ist kein begütigendes, erst recht kein verbittertes Lachen. Die Dinge sind, wie sie sind, und das «Schreiben ist eine Art zu verstehen, was mit einem geschah». Ist das Schreiben für sie eine Befreiung?
Nein, es gibt keine Erlösung, es gibt nur einen vorüberhuschenden Trost. Paula Fox glaubt nicht an die kathartische Kraft der Literatur. Wir befreien uns nicht von unseren Beschädigungen im Schreiben - doch sind wir ihnen nicht mehr nur ausgeliefert, weil die Einbildungskraft den Kränkungen neue Lichtverhältnisse leiht, weil die Schrift den langen Schatten der Biographie einen anderen Umriss gibt. Wer einen Romankosmos dirigiert, ist nicht mehr das Opfer seiner Lebensgeschichte, die, davon ist Paula Fox überzeugt, zuletzt doch immer den Schreibprozess generiert - «selbst wenn man Science-Fiction schreibt».
Und doch, bekennt sie zögerlich, gibt es das Motiv der Rache, den Quell, der das Schreiben mit untergründiger Energie versorgt. Rache freilich sei nur legitim, wenn sie sich «gegen eine Klasse, gegen Blindheiten, gegen Klischees wendet», nicht, wenn sie auf eine Person zielt. «Man muss seine Seele reinigen von dem, was einem angetan wurde.» Paula Fox fühlt keineswegs die bittere Überlegenheit derer, denen es besonders schlimm ergangen ist. «Once we are born, we are doomed» - verdammt zum Beispiel dazu, unser Schicksal zu wiederholen. So läuft der Versuch, eine Sache abzuwenden, von jeher darauf hinaus, dass sie sich auf Umwegen gerade erfüllt.
Mit siebzehn hat Paula Fox eine Tochter geboren und sofort zur Adoption freigegeben - aus Angst, sie könnte selber wie ihre Mutter sein, aus Furcht, an ihrem Kind die eigene Lebensgeschichte zu rächen. Doch wie so vieles in ihrem Leben hat sich auch dieser Kreis spät geschlossen. Zwölf Jahre ist es jetzt her, dass sie einen Brief in Händen hielt, auf dem ein Zettel mit der Aufschrift klebte: «Dies bitte langsam lesen.» Paula Fox hat sofort gewusst: Sie hat mich gefunden. Drei Monate lang haben sich Mutter und Tochter täglich geschrieben, bevor sie sich das erste Mal trafen - in San Francisco, dort, wo Paula Fox ihre Tochter vor über sechzig Jahren ins Heim gab. Mit diesem Wiedersehen schliessen ihre Erinnerungen in einem versöhnlichen Bild: Mutter und Tochter am Randstein sitzend, «während wir uns Geschichten aus unser beider Leben erzählten und von Zeit zu Zeit in Schweigen verfielen».
Das Leben ist nicht so versöhnlich - doch mitunter am Ende besser zu uns als am Anfang. Die American Academy of Art and Letters verleiht Paula Fox in ihrem achtzigsten Jahr den Preis für ein Lebenswerk, das mit dem Schock des Verstossenwerdens begann.
Andrea Köhler
Ohne Illusionen
Anfang der Neunziger, da war sie immerhin schon an die 70 Jahre alt, erhielt die amerikanische Schriftstellerin Paula Fox zwei Briefe, die ihr Leben veränderten. Der eine stammte von ihrer Tochter Linda, die Fox nur wenige Tage nach der Geburt zur Adoption freigegeben hatte und von der sie ein halbes Jahrhundert später zum ersten Mal wieder etwas hörte. Der andere Brief stammte von Jonathan Franzen. Franzen, der damals an den späteren Ruhm seiner "Korrekturen" noch gar nicht dachte, hatte sich eben von seiner Frau getrennt und steckte in den letzten Zügen seines zweiten Romans. Amerika führte Krieg gegen Saddam, und weil es in New York irgendwie nicht mehr auszuhalten war, hatte Franzen sich in die klösterliche Stille der Künstlerkolonie Yaddo in der Nähe von Saratoga Springs geflüchtet.
Paula Fox lebte in Brooklyn. Sie stand wie an jedem Morgen früh auf und saß um sieben bereits an ihrem Schreibtisch. Als Franzen in der kleinen Bibliothek von Yaddo ein Exemplar ihres Romans "Was am Ende bleibt" entdeckte, worin die Hauptfigur von einer streunenden Katze gebissen wird, der sie fürsorglich Milch hinstellt, feilte Fox in ihrem Arbeitszimmer vermutlich an den Ecken und Kanten eines neuen Kinderbuchs. Während die sechs Romane, die sie zwischen 1967 und 1990 veröffentlicht hatte, weitgehend vergessen waren, machten ihre Kinderbücher, für die sie 1978 mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis ausgezeichnet wurde, die Autorin in aller Welt bekannt. Über den begeisterten Brief, den Franzen ihr nach der Lektüre von "Was am Ende bleibt" schrieb, hat Paula Fox sich sehr gefreut.
"Jonathan hat mich dann in einem langen Artikel erwähnt, den er später in ,Harper's' veröffentlichte", sagt Paula Fox. Sie sitzt im Wohnzimmer ihres Hauses auf dem Sofa und erzählt von der wundersamen Wiederentdeckung ihres schmalen Romanwerks, welche die Literaturkritik in den USA und Europa so sehr überraschte, dass sie Fox' Einzigartigkeit mit nahezu allem verglich, was in der Literatur des 20. Jahrhunderts Rang und Namen hat.
Fox' Figuren ähneln einem Kanarienvogel, der lieber reglos in seinem Käfig sitzt, als beim Fliegen mit dem Kopf gegen Scheiben zu knallen. Jonathan Franzen, der in "Was am Ende bleibt" denn auch auf die Besorgnis erregende Einsicht stieß, dass die "Angst vor Schmerzen zerstörerischer ist als die Schmerzen selbst", sah in der scheiternden Ehe von Sophie und Otto Bentwood nicht nur die aus der Balance geratene Beziehung zu seiner eigenen Frau widergespiegelt, sondern auch das Scheitern einer ganzen Sozialordnung.
In der fein gesponnenen Verbindung von Privatem und Sozialem, dessen drohende Krise sich in "Was am Ende bleibt" - so Franzen 1996 in seinem "Harper's"-Essay - lediglich als "ein schwaches Flackern am Rand der Existenz" ankündigt, liegt eine wesentliche Qualität der großen amerikanischen Schriftstellerin Paula Fox. Der Lektor, der Franzens Artikel las und mit der Autorin schließlich Kontakt aufnahm, hieß Tom Bissell: "Ich schickte ihm das einzige Exemplar von ,Was am Ende bleibt", das ich noch besaß", sagt Paula Fox. "Eine Woche später erfuhr ich, dass der Verlag, für den Bissell arbeitete, das Buch neu herausbringen würde." In Deutschland erscheinen ihre Romane seit 2000 bei C.H. Beck.
Paula Fox kam 1923 in New York zur Welt, am vergangenen Dienstag wurde sie achtzig Jahre alt. Im Wohnzimmer ihres Hauses in Brooklyn sitzt sie auf dem Sofa; auf dem Tisch, der vor ihr steht, liegt die englische Ausgabe ihres Buchs "In fremden Kleidern", den vor zwei Jahren veröffentlichten Kindheits- und Jugenderinnerungen. Das Cover des Buchs schmückt ein Foto der Schriftstellerin als kleines Mädchen, vor einem Holzhaus steht Paula lächelnd im hohen Gras. "Irgendjemand", sagt sie, und ihr Lächeln hat sich in all den Jahren überhaupt nicht verändert, "hat mal behauptet, sobald man geboren werde, sei man auch schon verloren." Dieses Lächeln ist herzlich und erstaunlicherweise von ganz und gar ungetrübtem Glanz. Sie ist die Tochter eines Drehbuchautors, der in den zwanziger und dreißiger Jahren einigermaßen erfolglos für Hollywood schrieb; ihre Mutter Elsie, "die voller Panik und nicht zu bändigen gewesen war in ihrer Hast", das Kind loszuwerden, ließ Paula ein paar Tage nach der Geburt in einem Findelhaus zurück und lauerte fortan so heimtückisch in den Kulissen ihrer Biografie wie die böse Stiefmutter aus einem Märchen der Brüder Grimm. Die Existenz ihrer Tochter war für Elsie zeitlebens ein großes Verhängnis. Paula wuchs die ersten fünf Jahre in der barmherzigen Obhut eines Geistlichen auf, erzählte ihm ihre Albträume und lieferte auch schon mal die Idee für eine Predigt. In den alten "National Geographic"-Heften, die sie in Reverend Cornings Haus fand, entdeckte sie "die Einzigartigkeit all dessen, was lebt", und staunte - so heißt es in den Memoiren - "über die vielfältige Weise, wie die Geschöpfe sich schützen und erhalten." Ein Wissen, das Paula dringend nötig hatte.
"Als mein Mann und ich vor sechs Jahren in Jerusalem waren, wurde ich bei einem Überfall schwer verletzt und musste einen Monat im Krankenhaus verbringen." Paula Fox erzählt die Entstehungsgeschichte ihrer Memoiren. Sie erlitt bei dem Angriff schwere Hirnverletzungen, ihr Sprachvermögen war stark beeinträchtigt; für die letzten zehn Seiten ihres Jugendbuchs "Paul ohne Jacob", die sie während der Rekonvaleszenz schrieb, brauchte sie ganze drei Monate. "Als ich das Buch beendet hatte, dachte ich, es sei jetzt wohl an der Zeit, auf mein eigenes Leben zurückzublicken. Also habe ich einfach die kleinen und großen Ereignisse aufgeschrieben, so wie ich mich an sie erinnerte. Ich habe ein gutes visuelles Gedächtnis." Sie sitzt auf dem Sofa wie ein ruhig gespannter Champion auf der Spielerbank. "Ich sah das alte Haus in Balmville vor mir, in dem ich mit dem Reverend lebte", sagt Paula Fox, "und den Baum, unter dem George Washington stand."
Sie erinnert sich an ihren Vater, einen verantwortungslosen, aber charmanten Trinker, wie er nach einigen verlorenen Jahren plötzlich mit einer Kiste voller Bücher vor ihr stand und bei einsetzender Dämmerung wieder verschwand; an einen flüchtigen Besuch bei den Eltern und das anhaltende Gefühl, dass ihre Mutter sie "getötet hätte, wenn sie die Tat hätte verbergen können". Reizende Töchter aus reicher Nachbarschaft flatterten in "weißen Organzakleidchen wie Schmetterlinge um den Tisch": Die Spur der geflickten, von anderen Kindern abgelegten Kleidungsstücke, die Paula damals selbst trug, zieht sich durch das gesamte Buch. Als ihre Eltern sie zu sich nach Kalifornien holten, um die Sechsjährige dort gleich erneut in fremde Hände weiterzureichen, hatte es mit dem Idyll für Paula erst mal ein Ende. "In fremden Kleidern" erzählt in elf Kapiteln eines Kindes Reise durch die Nacht.
"Amerikanische Kritiker haben meine Bücher immer gern als ,finster" bezeichnet", sagt Paula Fox. "Verzweifelte Menschen", Frank D. Gilroys Verfilmung von "Alles, was bleibt", gewann 1971 auf der Berlinale zwei Silberne Bären. "Ich finde allerdings nicht, dass das stimmt. Die Bücher sind realistisch", sagt sie. "Sie sind ehrlich und in ihrer entlarvenden Schärfe vollkommen mitleidslos. Ich mag es nicht, wenn man überall Rosenblätter verstreut und die Wirklichkeit auf sentimentale Weise verklärt."
In "Lauras Schweigen" rüstet sich die schüchterne Clara Hansen gleich auf der ersten Seite für eine der seltenen Begegnungen mit ihrer tyrannischen Mutter und die kleine Familienparty, deren erschreckenden Verlauf der Roman minutiös beschreibt. In "Kalifornische Jahre", dem anderen Roman, in den Paula Fox ihre eigene Lebens- und Entwicklungsgeschichte bis in die rauen Fasern eines schlecht sitzenden Tweedkostüms hineingewoben hat, verläuft sich die jugendliche Protagonistin vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs in das schäbig schillernde Milieu an den Rändern von Hollywood, wo ihr illusionsloser Blick die Fassaden und Pappkulissen dann zusehends durchstößt.
Die "tödliche Zielgenauigkeit", die Jonathan Franzen an "Was am Ende bleibt" faszinierte, die Kohärenz einer mit kalter Präzision entworfenen Atmosphäre, zeichnet auch die anderen Romane der Autorin aus. Sie entferne das Feuer, bis im Kamin nur noch die Glut zurückbleibe. An diesem glühenden Kern hat sich inzwischen die Begeisterung einer neuen amerikanischen Autorengeneration entfacht. "Ich nehme an, diese jüngeren Leute haben eine härtere Sicht auf die Dinge und machen sich weniger Illusionen über das Leben als zu meiner Zeit."
Paula Fox sitzt im Wohnzimmer ihres Hauses in Brooklyn. Eine Wand voller Bücher zieht sich längs durch den Raum; zur Straße hin hohe Türen, die Fox nicht mehr öffnet, weshalb sie Besucher gern an der Küchentür im Souterrain empfängt. "Die jüngeren Leute", versucht sie den heutigen Ruhm ihre Bücher zu erklären, "betrachten das Leben anders als damals, als Amerika noch ein isolationistisches Land war. Meine Bücher kommen dem vielleicht entgegen." Ihr erster Roman - "Poor George" -, der im nächsten Jahr auch in deutscher Übersetzung erscheinen wird, erhebt sich schwerelos aus dem Vakuum, das seinen gesichtslosen Titelhelden umgibt; "The God of Nightmares", ihr letzter Roman, senkt sich wie ein unnachgiebiges Auge über die Frage, ob man sich dem Schmerz, den das Leben birgt, überhaupt stellen könne - "ihn doch wenigstens stoisch erdulden kann" -, ohne dabei "zugleich die Realität zu verraten." Nicht nur Fox' Romane, vor allem ihre Memoiren geben auf diese Frage eine eindeutige Antwort: Auf einer der letzten Seiten von "In fremden Kleidern" erzählt die Schriftstellerin von dem dicken Umschlag, den ihr der Postbote eines Samstags aushändigte. Paula Fox sitzt auf dem Sofa in ihrem Haus in Brooklyn, sie steht in der Küche und betrachtet die Familienfotos, die an der Wand hängen. Als sie den Umschlag am Küchentisch öffnete, wusste sie sofort, von wem er stammte. Als sie ihrer Tochter in San Francisco begegnete, lachten beide im gleichen Moment.
Artikel erschienen am 26. Apr 2003
Brigitte.de
Paula Fox
In fremden Kleidern
Übersetzung: Susanne Röckel
288 Seiten, 19.00 EUR
Hardcover, C.H.Beck
ISBN: 3406502717
Was
am Anfang war
Paula Fox ist eine
bemerkenswerte Frau. Im April wird sie 80, aber ihren Durchbruch als
Schriftstellerin hatte sie erst vor zwei, drei Jahren: mit wiederentdeckten
Werken aus den Siebzigern, die jahrelang nirgendwo erhältlich waren. Ihren
Lebensunterhalt verdiente sie unbeirrt als Kinderbuchautorin. Nach zehn Jahren
erscheint nun ihr neues Buch: "In fremden Kleidern" ist die Autobiografie ihrer
Kindheit und Jugend. Ihre Eltern - die hinreißende, aber wenig erfolgreiche
Schauspielerin und der verkrachte alkoholkranke Drehbuchautor - geben sie als
Baby ins Waisenhaus. Sie wächst bei einem armen Landpfarrer auf, dann bei ihrer
spanischen Großmutter, in New York, auf Cuba, in Florida, am Rande von
Hollywood. Wobei ihr Aufenthaltsort und ihr Glück von der aufblitzenden und jäh
wieder verschwindenden Zuneigung ihrer Eltern abhängen. Ihren Vater erlebt sie
als Lichtgestalt und ewige Enttäuschung, ihre Mutter ist gezeichnet von einem
unerklärlichen Hass auf die Tochter. Ohne Selbstmitleid, voll Respekt beschreibt
Paula Fox das Kind, das sie selbst einmal war. Schmerzhaft intensiv wie ihre
Romane, dabei nüchtern, klar und stilitisch brillant: "In fremden Kleidern" ist
eine Sensation, ein Geschenk für Paula-Fox-Leserinnen und eine Einladung an
alle, die beste amerikanische Autorin unserer Zeit kennen zu lernen.
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Reverend Elwood Amos Corning, der Kongregationalpfarrer, der sich in meinen
frühesten Jahren um mich kümmerte und den ich Onkel Elwood nannte, achtete stets
darauf, daß ich nicht verwahrlost aussah. Zweimal im Jahr, im Frühjahr und im
Herbst, kaufte er ein paar Kleidungsstücke für mich und gab dabei so viel Geld
aus, wie er von dem Jahresgehalt, das ihm seine Kirche zahlte, erübrigen konnte.
Andere Kleider wurden mir von den Müttern seiner Gemeinde gespendet, wenn deren
Kinder aus ihnen herausgewachsen waren. Sie wurden geflickt, gewaschen und
gebügelt, bevor man sie weitergab.
Anfang April, vor meinem fünften Geburtstag, schickte mein Vater Onkel Elwood
zwei Fünfdollarnoten und einen kleinen Brief. Ich sehe ihn vor mir, wie er den
Brief liest, den er samt den Geldscheinen in einer Hand hält, während er mit dem
Zeigefinger der anderen den Steg seiner Brille auf die Nase drückt, weil ihm der
eine Bügel zerbrochen ist. Die Genauigkeit dieser Erinnerung ist zum Teil auf
die Seltenheit der Briefe meines Vaters – ganz zu schweigen von beigelegtem Geld
– zurückzuführen, oder aber darauf, daß mit einem Teil der zehn Dollar ein neues
Kleid für mich gekauft wurde. So vermute ich wenigstens.
Am nächsten Morgen fuhr mich Onkel Elwood in seinem alten Packard von dem
viktorianischen Haus auf den Höhen von Balmville im Staat New York, wo wir
lebten, nach Newburgh, einer dreißig Minuten von uns entfernt im Tal gelegenen
Stadt zwölf Meilen nördlich des Storm-King-Gebirges, das zum Hudson River
abfällt wie die Stirn eines Elefanten.
Wir parkten in der Water Street vor dem Friseursalon, in den ich hin und wieder
zum Haareschneiden gebracht wurde. Eines Morgens, nachdem wir den Laden
verlassen hatten, streckte ich, traumverloren auf den Gehsteig starrend, ohne
ihn zu sehen, die Hand nach Onkel Elwoods Hand aus und ging fast einen Block
weit, bevor ich merkte, daß ich die Hand eines Fremden hielt. Ich ließ los und
drehte mich um und nahm wahr, daß jeder auf der Straße darauf wartete zu sehen,
wie weit ich mitgehen und was ich tun würde, wenn ich aufschaute. Es
beobachteten mich die beiden Friseure, Onkel Elwood mit vor dem Körper
gefalteten Händen, drei oder vier Leute, die irgendwohin unterwegs waren, und
der Fremde, dessen Hand ich gehalten hatte. Sie alle lächelten in Erwartung
meiner Überraschung. Einen Moment lang hatte sich die Straße in einen vertrauten
Raum in einem geliebten Haus verwandelt. Und doch war ich leicht bestürzt und
rannte zurück zu Onkel Elwood.
An diesem Tag war das Warenhaus Schoonmaker`s unser Ziel, neben dem
Friseursalon. Als wir wieder auf den Gehsteig hinaustraten, trug Onkel Elwood
eine Schachtel, die ein weißes Kleid aus Tüpfelmusselin enthielt. Es hatte einen
kleinen runden Kragen und fiel von einer gesmokten Passe glatt herunter.
Onkel Elwood hatte ein Gedicht für mich geschrieben, das ich beim
Ostergottesdienst in seiner Kirche vortragen sollte. Jetzt würde ich etwas Neues
haben, das ich anziehen konnte, etwas, in dem ich vor der Gemeinde stehen und
seine Worte sprechen konnte. Ich liebte ihn, und ich liebte das Kleid aus
Tüpfelmusselin.
Jahre später, als ich die wenigen Briefe und Karten durchsah, die mein Vater
Onkel Elwood geschrieben und die dieser aufgehoben hatte, bemerkte ich, mit
welcher Koketterie Daddy von seiner Nachlässigkeit bei den finanziellen
Zuwendungen für mich sprach. Seine Entschuldigungen waren im Ton einer
betrügerischen Herzlichkeit abgefaßt, als ob er prahlte, nicht eingestand. Doch
seine Handschrift war wunderschön, ein geordneter Schwarm Vögel im Flug über die
gelblich werdenden Seiten.
Onkel
Elwood machte seine Pfarrbesuche an den meisten Sonntagen in Washingtonville –
das in jener Zeit noch klein genug war, um Dorf genannt werden zu können -, in
Orange County, New York, siebzehn Meilen von Balmville entfernt, wo die meisten
Mitglieder seiner Gemeinde wohnten. Die Kirche, in der er Gottesdienste abhielt,
war in Blooming Grove, einem Nest etwa eine Meile westlich von Washingtonville,
auf einem hohen Kamm oberhalb einer schmalen Landstraße und so steil aufragend –
wie es mir vorkam -, daß sie ein wuchtiges weißes Schiff hätte sein können, das
dort vor Anker lag, wäre nicht der Turm gewesen, der sich wie betende Hände, die
Handflächen aneinander gedrückt, zum Himmel erhob.
Dahinter stand ein leeres Pfarrhaus, und noch weiter weg lag ein kleiner
Friedhof. Rechts vom Kirchenportal war ein halbverfallener Stall mit dunklen
Boxen voller Spinnweben, von denen eine von einem einzigen Gemeindemitglied noch
immer benutzt wurde, dem alten, bärtigen Mr. Howell, der mit seinem einspännigen
Buckboard den Kiesweg zur Kirche hinauffuhr. Er traf stets eine oder zwei
Minuten vor Beginn der Sonntagsmesse ein, gekleidet zu jeder Jahreszeit in einen
fadenscheinig gewordenen schwarzen Mantel, dessen Kragen mit einer großen
Sicherheitsnadel eng am Hals zusammengehalten wurde. Er kam mir vor wie jener
Fels der Ewigkeit, von dem wir in den Kirchenliedern sangen.
Nach dem Gottesdienst suchten wir manchmal zwei Frauen auf, eine ältere Frau und
ihre unverheiratete Tochter, genauso alt aussehend wie ihre Mutter, beide
Mitglieder des Kirchenchors, deren dünne, tremolierende Sopranstimmen noch zu
hören waren, lange nachdem andere Chormitglieder schon aufgehört hatten zu
singen und sich wieder gesetzt hatten. Sie schienen nicht zu bemerken, daß sie
die einzigen waren, die auf der Empore noch standen.
Sie lebten in einem schmalen, zweistöckigen Holzhaus, das sich von den meisten
anderen Häusern in Washingtonville nicht unterschied. Das Sonntagsessen wurde in
einem rückwärtigen Zimmer serviert, das die ganze Breite des Hauses einnahm und
groß genug war für einen Tisch, an dem wir vier sitzen konnten. Es lag in
einiger Entfernung von der Küche, wo sie gewöhnlich ihre Mahlzeiten einnahmen,
und es gab viel Hin und Her, wenn sie Teller brachten und wieder wegnahmen, so
daß es mir vorkam, als lägen Jahre des Wartens zwischen den Minuten, in denen
wir tatsächlich aßen. Sommerhitze drückte auf dieses Hinterzimmer. Es war zum
Ersticken, so heiß wie brennendes Kienholz in der Mittagssonne. Alles glänzte
und glitzerte – Besteck, Wassergläser, Fensterscheiben – und entzog den Speisen
die Farbe.
Es war besser, wenn wir Emma Board und ihre Familie in einem anderen Teil des
Dorfes besuchten. Dort empfand ich etwas wie Freude und gleichzeitig eine
ahnungsvolle Erwartung – das Gefühl einer Reisenden, die in ein Land
zurückkehrt, wo sie unerklärliches Leid erfahren hat.
Ich war im Haus der Boards eingetroffen, als ich zwei Monate alt war, auf den
Armen von Katherine, dem ältesten der vier Board-Kinder. Während ihrer kurzen
Flitterwochen mit Russell, ihrem neuen Ehemann, hatte sie mich nach Virginia
mitgenommen. Als sie zurückkehrten, war ihre Mutter von der spanischen Grippe
genesen, so daß sie sich um einen Säugling kümmern konnte.
Ich hörte die Geschichte Jahrzehnte später von Brewster, einem der beiden Brüder
von Katherine, der mit Leopold, einem der vier Brüder meiner Mutter, in New York
City zusammengewohnt hatte. Ein paar Tage nach meiner Geburt war ich in einem
Findelhaus in Manhattan abgegeben und zurückgelassen worden, von meinem
widerstrebenden Vater und von Elsie, meiner Mutter, die voller Panik und nicht
zu bändigen gewesen war in ihrer Hast, mich loszuwerden.
Meine Großmutter Candelaria fragte Leopold während eines kurzen New-York-Besuchs
von Kuba aus, wo sie die meiste Zeit des Jahres auf einer Zuckerrohrplantage
lebte, nach dem Aufenthaltsort seiner Schwester und des Babys, von dem sie wußte,
daß es einige Wochen zuvor geboren worden war. Er sagte, er wisse nicht, wohin
meine Eltern gegangen seien, sie hätten mich aber trotz seiner Einwände in einem
Findelhaus abgegeben, bevor sie die Stadt verließen – falls sie tatsächlich
fortgefahren seien.
Als sie hörte, wo ich war, ging meine Großmutter sofort zu dem Heim und nahm
mich mit. Aber was konnte sie mit mir machen? Es war unabdingbar, daß sie in den
nächsten Tagen nach Kuba zurückkehrte. Für ein karges monatliches Entgelt war
sie Gesellschafterin einer reichen alten Cousine, der Plantagenbesitzerin, die
unter Anfällen von Wahnsinn litt.
Brewster war es, der vorschlug, daß sie mich Katherine übergab, die mich auf
ihrer Hochzeitsreise nach Norfolk in den Armen hielt.
Zufällig oder von einem guten Stern geleitet, war ich in die Hände von Rettern
gelangt, Feuerwehrleuten, die mich von einem zum anderen weitergaben, bis ich
sicher war. Wenn wir die alte Frau und ihre Tochter besuchten oder irgend jemand
anderen aus der Pfarrgemeinde, war ich in den ersten Minuten verlegen und
schüchtern. Aber nie bei den Boards.
Für eine sehr kurze Zeit meiner frühesten Kindheit hatte ich in dieses Haus
gehört, zu dieser Familie. Während unserer Besuche dort kam immer der Moment, in
dem ich die Kellertreppe hinunterging, um zu sehen, ob ein brauner Kinderwagen
aus Peddigrohr und eine knarzende alte Wiege, in denen alle Board-Kinder einmal
gelegen hatten, noch dort waren. Ich glaube, die Familie bewahrte diese Dinge
auf, damit ich sie immer wiederfinden konnte.
Ich war fünf Monate alt, als der Pfarrer, der von meiner Anwesenheit in
Washingtonville und der besonderen Weise meiner Ankunft gehört hatte – ein
Ereignis, das die bewegungslos wie ein Teich daliegende Oberfläche des
dörflichen Lebens aufgestört hatte – und der um die Ungewißheit meiner Zukunft
wußte – denn die Boards waren wie die meisten ihrer Nachbarn in jenen Jahren arm
-, eines Sonntags vorbeikam, um mich anzuschauen. Ich lag wach in der Wiege.
Vielleicht habe ich ihn angelächelt. Jedenfalls erregte ich sein Interesse und
sein Mitgefühl. Er bot an, mich zu sich zu nehmen, und die Boards waren - zum
Teil aufgrund der Dürftigkeit ihrer Lebensumstände – bereit, mich aus der Hand
zu geben.
Quelle: S. 15-21; Verlag C.H.BECK oHG
A qualified
optimist
Spurned at birth in New
York by her mother, Paula Fox had a turbulent childhood in the US and Cuba. At
20 she gave up her own daughter for adoption. She went on to write controversial
but award-winning children's books as well as autobiographical novels. At 80,
she is enjoying a revival as her adult fiction is championed by a new generation
of American writers. Aida Edemariam reports
Saturday June 21, 2003
The Guardian
In the past few years Paula Fox has been rediscovered as the author of six novels, at least two of which, Desperate Characters and The Widow's Children - both published in Britain for the first time this month - have a cliam to a place on the list of 20th-century American classics. Fox is already well-known as the author of two dozen much-loved and generously garlanded children's novels. Yet until they were recently reissued in the US with specially commissioned introductions and much fanfare, the last of her adult novels had been out of print since 1992. Most of the earlier books had been unavailable for decades. Jonathan Franzen has, notoriously, ranked her above Roth, Bellow and Updike and others have compared her with Kafka, Chekhov and Flaubert.
Some of the recent fuss has focused on Fox's life. In 2001, prompted in part by a mugging that left her with serious cranial bleeding and a sudden intimation of mortality, she published a memoir of her childhood, Borrowed Finery, which was excerpted in the New Yorker and published here last year. It is a tale of startling neglect, told with a combination of directness and reticence unusual for the form. As with her fiction, the impression is of distanced, though not unfeeling, control - and so what you don't expect is the warmth and vigour of her physical presence (she turned 80 in April, but looks far younger) and her laughter. Then there's her voice: husky, perfectly modulated, very deep, capable of great "tonal drama", to borrow a phrase from The Widow's Children .
Fox's mother Elsie, determined not to have children, had already had three or four abortions, but did not realise she was pregnant with Paula until too late, so the baby was instead deposited at a foundling home in New York. From there she was rescued by Elsie's mother, Candelaria de Sola, once the beautiful Spanish child-wife of a Cuban plantation owner, now sad and passive, "the paid companion of an ancient cuckoo woman" on another Cuban plantation, and temporarily visiting the States. The baby was passed from friend to friend. When she was five months old, a Congregational minister, the Reverend Elwood Corning, doing the rounds of his parishioners in Orange County, New York, noticed her. "I struck him in some way - so he took me and he kept me with him until I was almost six years old." Fox laughs. "Mr Corning was my first conquest. Alas, my mother and father were not."
This did not mean that Elsie or her husband Paul Hervey Fox - a minor novelist and Hollywood screenwriter ( The Last Train to Madrid , said Graham Greene, is "the worst movie I ever saw"), ruinously handsome and an alcoholic in thrall to his wife - ignored Paula's existence. They tended instead toward brief, dramatically disruptive appearances. Five-year-old Paula's first meeting with her mother, for instance, was so calamitous that, she wrote in Borrowed Finery , "I sensed that if she could have hidden the act she would have killed me." When, during the same visit, Paula was badly scratched by a cat, her instinct was not to tell her parents; instead, that bite played a central role in two of her best books, Desperate Characters and One-Eyed Cat .
Not long after, another visit with Paul and Elsie, temporarily in New York ("their arrangements, as far as I could work out, were permanently temporary") ended when her mother threw a glass at her. "Water and pieces of ice slid down my arms and over my dress," she wrote. Many years later Paul told his daughter that "She gave me an ultimatum ... She said, 'Either she goes or I go' ... I had no choice, he said, in a faintly self-pitying tone of voice."
But Paula loved and trusted "Uncle Elwood" absolutely. He taught her to read and listened to her, and showed her that "everything counted and that a word spoken as meant contained a mysterious energy that could awaken thought and feeling in both speaker and listener".
"I can still remember my grandmother walking up the rocky driveway to the house when I was seven," says Fox. "My heart sank. She'd come to take me away. 'She's of my blood,' she said, and I thought, 'I've always been of your blood - how come you only think of it now?'" For many years her grandmother and father lobbed her like a shuttlecock between Hollywood, Manhattan, Queens - where, on tenement steps, she read aloud to neighbourhood children - Florida and Cuba. In Cuba, left alone on the plantation for days at a time, she absorbed the atmosphere that pervades her 1984 novel A Servant's Tale . When her parents separated in 1939, she joined Paul in New Hampshire, where he was living with Mary Gildersleeve Parkes, an heiress he would later marry. There Paula went to high school, discovered poetry, was briefly happy - but was asked to leave because of her father's drunkenness. She also spent a year at a Montreal finishing school, learning bridge and reading DH Lawrence; Sons and Lovers , she later wrote, "calmed my turbulence, eased my restlessness and shame".
Fox had wanted to be a writer from the time she was seven - "I think it was because I knew my father was a writer", she says now - but did not publish her first novel until she was 43. At 15 she was fending for herself, first in Manhattan, then, for about four years, in Hollywood. She helped out in a dress shop, painted ceramic baubles, taught in a dance studio and worked a drill press for Bethlehem Steel during the second world war. She read Chilean and Argentinian novels for Warner Brothers, turning every one down as not good enough.
And she married Howard Bird, a merchant seaman and part-time actor in Orson Welles's Mercury Theatre. "I didn't want to marry him. I didn't even like him. But I always felt I had to say yes to men. And to women also. There are all kinds of ways of tracing that back to my mother and father. But then there are other things involved, I think, like my own nature. Anyway, I felt compelled to marry him. And then he immediately went off with a girl to Palm Springs." She divorced him months later. A photograph from the time shows a self-absorbed girl wearing a floppy beehive and an inward smile, smoking. She's only 17, but looks older. "Probably my experiences," says Fox, sighing.
Her friends were labourers, actors, journalists, Communists - a radical pre-war California milieu so accurately described in her third and most autobiographical novel, The Western Coast (1972), that, novelist Frederick Busch wrote in his introduction, "a number of intellectuals of the 1970s averted their eyes" when it was published. Readers now might flinch more at Fox's unforgiving portrayal of a young girl adrift on what Busch has called the "Sargasso Sea of the soul of the United States" - though, in its worrying combination of urban anomie, of quiescence with ferocious intelligence, it has more in common with Jean Rhys's Good Morning, Midnight or After Leaving Mr Mackenzie. Annie Gianfala just lets things happen to her, watching from what seems an immense distance: sleeping with her husband, "she fled him even as she lay there so passively".
When Borrowed Finery was published many were surprised to discover just how autobiographical Fox's fiction is. "All you know is yourself," says Fox. " If you know yourself. But there's something about the process of writing that refines all the elements so they don't bear the stamp of personality. They're intensely personal, but they are also extra-personal." She's dubious about the idea that writing can provide catharsis. "I think probably there isn't any catharsis possible. You get a sense of order from arranging things. It's a process of growth, of wisdom and spirit. Those are big words, but ... in a sense you become a different person after you've written them. So perhaps that's catharsis - becoming different, not becoming better or worse."
Her Hollywood period ended when she gave birth to a daughter, whom she surrendered for adoption. "It was a terrible grief for me, a terrible loss. But I didn't see any way I could keep her, I didn't have any money. Of course I could have - we would have struggled together and it would have been better. But I saw no alternatives at the time." She changed her mind 10 days later. "I just couldn't bear it. But the doctors formed a phalanx and wouldn't let me. I think they'd gotten money to place her." Fox was 20.
Desperate to escape what she calls "the country of my defeat", she took a troopship to Europe in 1946. In London she modelled, read for Twentieth Century-Fox and Victor Gollancz (who had published her father), and then, as a stringer for a small British news service, reported on the reconstruction of Warsaw. A year later she was back in New York. She had a second, "serious marriage", to Richard Sigerson, a PR agent, which produced two sons, Adam, now an environmental consultant with two children, and Gabriel, who has worked in zoos from Philadelphia to Madagascar. When that marriage in turn ended, about eight years later, she supported herself as a teacher at private schools and at a centre for delinquents; an autodidact, she also applied to Columbia University, passing an entrance exam despite her near-total lack of formal qualifications. "That is what I never forgave my father for. I went to high school for about three months."
She married Martin Greenberg, sometime editor of Commentary, a respected translator of Faust and Heinrich von Kleist and brother of the art critic Clement Greenberg, in 1962. In 1963 he won a Guggenheim fellowship, which gave Fox the support and time to write. She embarked on two novels: Maurice's Room , for children, and Poor George, for adults. Between 1966 and 1976, she published 15 books.
"Poor George" is George Mecklin, a teacher at a Manhattan private school, restless with the privilege that surrounds him. When he apprehends a young delinquent in his home in the country, he decides to help the boy. His wife strongly disapproves. But George, caught in blind philanthropic fervour, ignores her. The first line of the novel - "Who listens?" - was unfortunately prophetic; it was only published in paperback three years ago, and the novelist Jonathan Lethem, who wrote the introduction, says now that "the nearest in her work to anything that dates would be in Poor George . It's just some slight sense of there being a watershed moment in the war against conformity - and of course in retrospect the 60s look a little less revolutionary now."
In her children's books, Fox does not shy away from difficult subjects: homelessness, disease, disability, death; she tends to focus on children who find themselves outsiders. "I think what my growing up gave me was that I didn't just swim like a goldfish, unaware of anything - water, my environment - I had leapt out of the bowl, so I could see in a certain way that is given to some people and not to others. I think I write mostly about children who, like me, are out of the bowl. I had the experience on the streets that I wrote about in Monkey Island [about an 11-year-old homeless boy in Manhattan], for example, and I have been in a storm at sea [ The Slave Dancer ]." But she has also discovered that "middle-class kids, who have parents, and things - children's rooms look like toy stores now - also have wretched lives sometimes, and it's all hidden beneath smiles and gifts. Middle-class children don't get a certain kind of spiritual life with their parents. And it's a real deprivation." Some find all this too much. "I read The Slave Dancer to my nine- and 11-year-old sons," wrote one Californian mother in a review posted on the internet. "I selected it because it was a Newbery award winner [the highest US award for children's authors] and I wanted to read a book about slavery. Oh my, although we did read the whole book, it was outrageous. It was too horrifying and it made my kids feel sick. I tried to explain that by being aware of the atrocities in life we can change the world and do things better. That still didn't help." The Slave Dancer was controversial when first published in 1973, and as recently as 1998 parents were attempting to have it removed from school reading lists because of its liberal use of derogatory terms for black people.
"Her subject matter is quite extraordinary because there is no topic she won't address," says Anita Silvey, editor of The Essential Guide to Children's Books and Their Creators (1995). "She runs the gamut from Slave Dancer to more internal stories that show the devastation of a child's emotional landscape." But Fox is also part of a trend that began with Louise Fitzhugh's Harriet the Spy in 1962 and intensified in the climate of the Vietnam war. "There was an extraordinary strand of realist children's fiction in the US at the time that Fox began writing," says Silvey. "The children were often less than attractive, set in conditions that caused adults to cringe. So Fox was not groundbreaking, but she always had her own voice and her own vision. And she's definitely among a handful of the finest writers of contemporary and historical fiction for children."
Fox has loved writing for young people, finding it no less of a challenge than writing for adults. "It's hard work - because all writing is. And nobody ever said in a review of my children's books that I write down - I write straight across to them. I don't try to teach."
"Fox's achievement," wrote Margaret and Michael Rustin in Narratives of Love and Loss: Studies in Modern Children's Fiction (1987), "is to write with magnificent restraint and precision about the interplay of personal and historical, inner growth and outer framework, the process of learning to think about oneself and the world."
Fox remembers a passage from Coleridge's Notebooks her husband once read to her. "A little boy comes home and he says, mother, mother, I gave a penny to a beggar. And she says oh, that was so good of you, and so wonderful. And Coleridge says that's the worst thing you could do to a child. You shouldn't be praised for doing what's right. You should just do it." Goodness, and how "the minute you become conscious that you are doing good, that's the minute you have to stop because from then on it's wrong", is a theme also central to her adult novels.
Sophie Bentwood, a middle-aged Brooklynite, puts down milk for a stray cat at the beginning of Desperate Characters (1970). "She smiled, wondering how often, if ever before, the cat had felt a friendly human touch, and she was still smiling as the cat reared up on its hind legs, even as it struck at her with extended claws, smiling right up to the second when it sank its teeth into the back of her left hand and hung from her flesh ..." For the rest of the weekend Sophie fears she may have contracted rabies, and the bite serves as a catalyst for the sudden implosion of the cosy world she shares with her husband Otto.
"Desperate Characters is a very acute documentary snapshot of New York City circa 1971," says Lethem, who grew up in Cobble Hill, where the novel is set, and attended the school that adjoins Fox's back yard. "New York City was at a terrible, all-time low point and this neighbourhood was basically an embattled slum, with pockets of aggressive gentrification." The book was highly praised by critics; Irving Howe said Fox's prose was, "sentence by lapidary sentence ... the realisation of a mind committed to the hardness of its own truth" and placed her in the tradition of American short novels "exemplified by Billy Budd, The Great Gatsby, Miss Lonelyhearts and Seize the Day ".
In his introduction to the 1999 reprint, Franzen went further: "It seemed to me obviously superior to any novel by Fox's contemporaries, John Updike, Philip Roth and Saul Bellow. It seemed unarguably great." He stands by the judgment, he says now, "because it's a completely achieved novel, a rigorously structured, line-by-line brilliant novel". And many have come to share Franzen's view. "Fox has little of Roth's self-consciousness, less of Bellow's self-importance, and none of Updike's self-pity," wrote Sarah Churchwell in the TLS last year. "Unlike all three men, Fox does not jealously save the best lines for a favoured alter ego, and her protagonists do not have a monopoly on nuance. Instead, she distributes her formidable acumen unselfishly, so that even the most minor characters can suddenly offer crucial insight, and unsympathetic characters are often the most fascinating: brilliant, unfathomable and raging."
In 1970 Frank D Gilroy made Desperate Characters into a film starring Shirley MacLaine ("lame", according to David Thomson); Fox used the $35,000 she got for the rights to buy the first home she really considered her own. Unlike many other houses in Cobble Hill, Brooklyn, it is not a brownstone, but a beautiful, spa cious English-style terrace house. She works at the top, in a room full of light lined with shelves of her own work in many foreign languages.
When Fox's grandmother died, Elsie decided she shouldn't be told, as "she wouldn't be interested", and this throw-away cruelty was the seed for The Widow's Children (1976), which eschews the baggier picaresque of The Western Coast, returning to the tight, controlled claustrophobia of her first two novels. Laura, an ageing Spanish beauty, chooses not to tell a family gathering of her mother's death; instead she charges her editor friend Peter with the job. "'Shall I call [her daughter] Clara?' he asks. 'No!' her voice rang out. 'Not her! She's not to know!'" Peter loses the most important friendship of his life by going against Laura's wishes. "I don't think Peter thought of it as an act good or bad," says Fox. "He just had to do it. He knew he had to get Clara to the funeral. My mother set that off by saying I wouldn't be interested [in my grandmother's death]. But I sharpened a moral knife on that phrase and made it come out different. I think what she failed in was to be good in the way Peter was. To make me come to the funeral." She would not see Elsie again for nearly 40 years.
This is Fox's favourite among her novels, and her publisher told her at the time it was her best - but declined to publish it. He felt it wouldn't sell. It was turned down by another 12. A Servant's Tale, which followed in 1984, was turned down by 17 before appearing. Her last adult novel, The God of Nightmares (1990), had a slightly easier time but didn't survive. By 1992 they were all out of print (although, Fox is keen to point out, "There were very few of them, but I never ran out of readers").
The same has not applied to her children's books. Since 1978 she has published 12 more; they have stayed in print, their ex-cellence duly recognised, winning her the Hans Christian Andersen Medal (1978), a National Book Award (1980), Newbery Honors (1984), the Empire State Medal (1994). A new book has just been sent to the publisher. "As a novelist, I'm conscious that your pressure on the world to recognise you matters," says Lethem. "I think it's possible that her own insistence to be recognised for the adult novels slackened a bit because she was having such a fulfilling career as a children's book author."
In 1991, Franzen, fighting to finish his second novel, was at Yaddo, the writer's colony in upstate New York. He was looking for something to read when another writer, Sigrid Nuñez, suggested Desperate Characters. Franzen read and re-read it, taught it, pressed it on everyone he met, and then, in 1996, placed it at the centre of an essay for Harper's Magazine about the American novel. He argued that Fox's absolute insistence on seeing things straight amounted to a tragic, as opposed to a depressive realism, and that "tragic realism has the perverse effect of making its adherents into qualified optimists". The fact that he called Desperate Characters a classic caught the eye of Tom Bissell, then an editorial assistant at WW Norton. Bissell suggested it as a paperback reprint with an introduction by Franzen, but the editors hadn't heard of Fox and, pre- The Corrections , thought Franzen not starry enough, so had to be persuaded. Fox got no advertising and no publicity - until a glowing profile appeared in the New York Times Magazine in 2001. Suddenly she was a phenomenon.
Reading Fox can be gruelling. Even the novelist Zoë Heller, whose instant reaction to a mention of Fox is "she's a great, great, great, great, great writer", admits she can be "crucifyingly bleak" - though, "bleakness done by someone really good can be transcendent. And it is with her."
Much of the bleakness arises from Fox's utter rejection of illusion. "We must put a good face on it," says Helen's mother, the main character in The God of Nightmares (1990). "It was her credo," thinks Helen. "I detested it. It was like an order to fool yourself." "We all get betrayed, in some way or another," Fox says now, "even by people we love. Mostly by them." "Yes. It is bleak. But it's only bleak relative to the expectations that people have. I think we're all cursed with expectations - about other people, about marriage, about ourselves - almost everything that's bad comes out of disappointed expectations."
Ask Fox who is reading her now, and her answer is immediate: the young. "I just think they're less delusive now than they were when I was a child, and than when the next generation were children. They don't have that American failing of false optimism." She is not the only one to feel so: Zadie Smith has recently written of a phenomenon first identified by David Foster Wallace, that to be young in America now, despite all grounds for optimism, is to feel a pervasive "stomach-level sadness". "Among people my age - people in their early and mid-30s - there's not a serious reader I know who has not read at least one of Fox's books," says Bissell, " Desperate Characters especially."
Twelve years ago, to her immense happiness, Fox was traced by Linda, the daughter she gave up for adoption. She discovered that she had five extra grandchildren, one of whom is the rock musician and actress Courtney Love, with whom Fox does not get on. Love, for her part, was impressed to find, reading Borrowed Finery , that through Fox she was distantly related to Douglas Fairbanks.
Fox's adult novels, though never soft, have mellowed a bit since The Widow's Children . At the end of The God of Nightmares - "a stealth novel with a huge left hook," says Franzen - Helen's absolutes are suddenly questioned and she discovers, in the words of novelist Rosellen Brown, that "Betrayal ... [is] not as simple as she had thought, and faithfulness to someone you love [is] not necessarily to be confused with self-delusion."
Does this begin to point towards a way of living - not mindless stoicism, but something more knowing? "At my 80th birthday," answers Fox, "I looked around at the faces of the 22 or 23 people who were there, and except for my own three children and one grandson they were all people I've known for 50 years. And I was intoxicated with joy. I thought how far we'd all gotten, and I admired the unknowing bravery of human life."
At the dinner Linda told her mother a story. She had gone to see Elsie, then 92, and Elsie had given her pictures of a child saying, "Here's Paula". But it wasn't.
Paula Fox
Born: April 22, 1923, New York.
Educated: Columbia University.
Married: 1940 Howard Bird, divorced; '48 Richard Sigerson (two sons), divorced; '62 Martin Greenberg.
Novels: 1967 Poor George; '70 Desperate Characters; '72 The Western Coast; '76 The Widow's Children; '84 A Servant's Tale; '90 The God of Nightmares.
Some children's books: 1966 Maurice's Room; '67 A Likely Place; '68 Dear Prosper; '68 The Stone-Faced Boy; '69 The King's Falcon; '70 Blowfish Live in the Sea; '73 The Slave Dancer; '78 The Little Swinehead and Other Tales; '80 A Place Apart; '84 One-Eyed Cat; '86 The Moonlight Man; '88 The Village By the Sea; (UK title In A Place of Danger); '91 Monkey Island; '93 Western Wind; '95 The Eagle Kite (UK title The Gathering Darkness); '99 Amzat and His Brothers: Three Italian Tales.
Memoir: 2001 Borrowed Finery.
Desperate Characters, The Widow's Children and Borrowed Finery are published by Flamingo.
September 25, 2001
BOOKS OF THE TIMES
Adrift in a World of Kindhearted Strangers and Negligent Parents
By MICHIKO KAKUTANI
BORROWED FINERY
By Paula Fox
210 pages. Henry Holt. $23.
Paula Fox's 1970 novella ''Desperate Characters'' was a small, taut masterpiece about a marriage unraveling, a society imploding, a woman's life coming undone. Writing in economical but lyric prose, Ms. Fox drew an unsparing portrait of a Brooklyn couple, Sophie and Otto Bentwood, whose artsy, upper-middle-class life is shaken one weekend after Sophie is bitten by a stray cat.
The bite -- and her fear that she has contracted rabies -- serves as a catalyst for all of Sophie's long-suppressed anxieties and discontents. And it becomes a metaphor as well for the Bentwoods' foundering relationship, and their flailing efforts to cope with the social and cultural tumult of the 60's, a world impervious to their craving for order.
''Desperate Characters,'' which had fallen out of print, was reissued in 1999, thanks largely to the efforts of the novelist Jonathan Franzen, and helped spark a welcome revival of interest in Ms. Fox's work. It is a revival sure to be ratified by the publication of her unsettling new memoir, ''Borrowed Finery.''
It's clear from Ms. Fox's account of her youth that Sophie Bentwood's sense of apprehension -- her amplified sense of the precariousness of life -- had roots in the author's own childhood. ''Borrowed Finery'' often reads like an American version of a Dickens novel, replete with cruel relatives, startling reversals of fortune and traumatic abandonments and reunions. It is a story about shockingly negligent parents and the unexpected kindness of strangers, a story about childhood as a series of non sequiturs.
Ms. Fox's handsome father, Paul, we learn, was a sometime screenwriter and play doctor and almost full-time drunk; her mother, Elsie, a cruel, capricious beauty, who was ''panic-stricken and ungovernable in her haste to have done'' with her newborn child. A few days after her birth, Paula was left at a Manhattan foundling home; she eventually wound up in the care of a kindly minister, the Rev. Elwood Corning, who took her home to live in the small, aptly named town of Balmville, N.Y.
Even as a small child Paula had a keen sense of the impermanence of life -- she was constantly worried that Uncle Elwood would tumble into the well in the meadow and leave her alone -- and her fear that the minister's home was ''a lifeline that might slip out of my hands at any moment'' was soon borne out. Her mercurial parents resurfaced in her life, taking her away from Balmville and shuttling her from one caretaker to another, one town to the next. Penurious days of eating cold cereal and buttered bread for supper were juxtaposed with glamorous sojourns in Malibu and Nantucket; days of sharing a one-room apartment with several relatives juxtaposed with stays at estates equipped with goldfish ponds and formal gardens.
At age 6 Paula was taken to Los Angeles, where her parents rented a house near the Hollywood sign. One evening she found herself locked out of the house and had to spend the night at a neighbor's; the following morning, when she returned home, she found her father in bed with a strange woman. Her mother was nowhere to be found, and no one seemed to have noticed that Paula had gone missing for an entire night. Several days later her father drove her to Redlands, a small town where she was left in the care of an old woman named Mrs. Cummings. Her father later said her mother gave him an ultimatum: ''She said, 'Either she goes or I go.' ''
Such abandonments would occur regularly throughout Paula's childhood, her parents sometimes disappearing for years at a time before popping up again to disrupt whatever routine and sense of security she had managed to assemble for herself. Sometimes she was left with strangers like Mrs. Cummings. Sometimes she was left with her maternal grandmother and her mother's unstable brothers. There was a 16-month visit to Cuba, where her grandmother served as a companion to a wealthy relative, and there were interludes in New Hampshire, New York City and Martha's Vineyard, too.
Ms. Fox's mother emerges in this account as a seriously unbalanced woman, prone to inexplicable rages, mocking put-downs and cruelly manipulative strategems. Her father, though more attentive and charming, was unreliable as well.
''How could it be that Elsie was enough of an organic being to have carried me in her belly for a term?'' Ms. Fox writes. ''What I was sure of was that fate had determined that her presence was the price I had to pay in order to see my father. But when I did see him, his behavior with me -- playful, sometimes cruel, a voice of utterly inconsistent and capricious authority -- confirmed my uneasiness, my ever-growing sense of being an imposter, outside life's laws.''
Ms. Fox's experiences in her teens and 20's would prove equally disjointed: stints at a Canadian finishing school and the Juilliard School giving way to a brief, failed marriage and the birth of a daughter (whom she put up for adoption), as well as a succession of odd jobs: making shrimp cocktails, sorting rivets and painting sleeping Mexicans on pitchers and vases.
Although ''Borrowed Finery'' sometimes feels like a collection of almost random recollections, this fractured narrative is doubtless meant to mirror the author's chaotic childhood, just as her refusal to speculate about the reasons for her parents' behavior seems meant to reflect a child's bewildered apprehension of the world. Pointillist in detail, lapidary in method and brutal in effect, ''Borrowed Finery'' is an eloquent, disturbing memoir -- and the perfect bookend to the author's powerful novels.