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ELSE LASKER-SCHÜLER
(1869
- 1945)
FRANKFURTER RUNDSCHAU
9-6-2004
Die Bücher
Sigrid Bauschinger:
"Else Lasker-Schüler. Biographie", Wallstein Verlag, Göttingen 2004, 496 Seiten,
62 Abbildungen, 38 Euro.
Else Lasker-Schüler: "Werke und Briefe. Krit- ische Ausgabe"., Jüdischer
Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996-2004.
Spielerin am Abgrund
Arbeit am Mythos: Sigrid Bauschinger porträtiert die schillernde Dichterin Else-Lasker-Schüler
VON UTA GROSSMANN
Else
Lasker-Schüler war eine Spielerin. Das Spiel ihres Lebens war die Kunst. Die
Dichterin spielte nicht leichtfertig dandyhaft, nicht obsessiv wie der
Glücksspieler am Roulette, sondern ernsthaft wie ein Kind. Der Fähigkeit zur
Selbstvergessenheit und der Überzeugung, dass etwas Höheres als das Ich die
Kunst ermöglicht - sie nannte es das "Nirwana der Inspiration" - verdanken wir
einige der schönsten Gedichte deutscher Sprache und ein nach wie vor zu wenig
entdecktes Prosawerk mit formal, sprachlich und inhaltlich reizvollen Texten und
Theaterstücken - nicht zu vergessen ein beachtliches zeichnerisches Werk und
eine kaum zu überschauende Korrespondenz mit Briefpartnern wie Martin Buber,
Karl Kraus, Gottfried Benn, Franz Marc, Georg Trakl und der Familie Mann, um nur
einige wenige zu nennen.
Seit 1996 erscheint die erste Kritische Ausgabe der Werke und Briefe Else
Lasker-Schülers im Jüdischen Verlag in Frankfurt. Die Literaturwissenschaftler
Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky geben sie im Auftrag des
Franz-Rosenzweig-Zentrums der Hebräischen Universität Jerusalem, der Bergischen
Universität Wuppertal und des Deutschen Literaturarchivs Marbach heraus. Das
literarische Werk liegt inzwischen vollständig vor. Soeben erschien der zweite
der sechs geplanten Briefbände. Ein großer Teil der Korrespondenz - allein die
vorliegenden beiden Bände enthalten über 1200 Briefe aus den Jahren 1893 bis
1924 - wird hier zum ersten Mal publiziert.
Sigrid Bauschinger hat eine Fülle bisher unveröffentlichter Briefe auch aus den
Exiljahren gesichtet und nun im Göttinger Wallstein Verlag eine
Else-Lasker-Schüler-Biographie publiziert. Bauschinger, Jahrgang 1934, ist eine
ausgewiesene Lasker-Schüler-Kennerin. Sie war bis 2000 Professorin für German
Studies an der University of Massachusetts in Amherst/USA und verfasste die 1980
bei Lothar Stiehm in Heidelberg erschienene Biographie Else Lasker-Schüler.
Ihr Werk und ihre Zeit.
Kindheit
als Dichternahrung
Ihr neues Buch hat
gute Chancen, zur neuen Standard-Biographie zu werden. Nicht, weil es bisher
unbekannte Seiten der Dichterin präsentierte. Auch ist es nicht gelungen, die
vor allem Kindheit und Jugendjahre betreffenden Lücken im Lebenslauf zu
schließen. Den problematischen Rückgriff auf die poetischen
Kindheitserinnerungen Lasker-Schülers als Quellen biographischer "Tatsachen"
rechtfertigt Bauschinger mit dem Hinweis, beriefe man sich nur auf
dokumentarische Quellen, käme man Lasker-Schüler nicht näher, "für die
Wirklichkeit von Kindheit an dazu diente, die Phantasie zu nähren, damit etwas
viel Wichtigeres und Größeres entstehen konnte: Kunst". Doch insbesondere in der
Beschreibung der Berliner Jahre seit der Befreiung aus der ersten Ehe mit dem
Arzt Berthold Lasker 1903 bis zur Flucht der Jüdin vor den Nationalsozialisten
1933 lässt Bauschinger in einer Fülle von Dokumenten die komplexe Persönlichkeit
Lasker-Schülers in ihrer Widersprüchlichkeit lebendig werden. Sie bettet das
Leben der Dichterin in den zeitgeschichtlichen und literaturhistorischen Kontext
ein und zeichnet ihre Stellung inmitten der lebensreformerischen und
avantgardistischen Strömungen der ästhetischen Moderne nach.
Briefe voller Verzweiflung und Erschöpfung, zahllose Bitten um Geld zeugen von
der Mühsal eines ungesicherten Schriftstellerdaseins im Berlin der Kaiserzeit
und der Weimarer Republik, später im Zürcher und Jerusalemer Exil. Nach der
zweiten, gescheiterten Ehe mit Herwarth Walden, dem Komponisten, Kunstförderer
und Gründer der Zeitschrift Sturm, schlug sich Else Lasker-Schüler seit
1912 allein durch. Sie musste mit ihren Veröffentlichungen nicht nur die eigene,
sondern auch die Existenz ihres Sohnes Paul sichern. Der schöne und begabte
Zeichner soll sich einmal in Leni Riefenstahl verliebt haben, bevor sie ihre
umstrittenen Filme drehte. Allerdings endete die Affäre abrupt, als Paul sie bei
einem Rendezvous küssen wollte und sie ihn unter Gelächter zurückstieß - Leni
sah den gekränkten Verehrer nie wieder. Paul starb 1927 mit 28 Jahren an
Tuberkulose; einer der härtesten in dem an Schicksalsschlägen reichen Leben Else
Lasker-Schülers.
Die Diskrepanz zwischen profanen Geldsorgen und künstlerischer Unbedingtheit
("Ich will Niedagewesenes", schrieb sie 1914 dem Architekten Hanns Hirt) ist
eine Konstante im Leben der radikalen Individualistin. Bauschinger stellt diese
Diskrepanz dar und widersteht der Versuchung, die bohemehafte Kaffehausexistenz
aus bürgerlicher Perspektive zu verklären.
Lasker-Schüler kultivierte ihre Eigenart. Sie versah ihre Außenseiterposition
mit dem Nimbus des Auserwähltseins. In performance-artigen Lesungen bei
Kerzenlicht untermalte sie insbesondere ihre orientalisierenden
Prinz-von-Theben-Erzählungen mit pseudo-arabischem Sprechgesang und
Schellengeklingel und pflegte das Image der Dichterin, die dem Propheten näher
steht als dem gemeinen, nämlich unkünstlerischen Menschen. Doch die
Hohepriesterin des Worts war alles andere als weltfremd. So selbstvergessen sie
das Spiel der Kunst spielte, so kämpferisch verteidigte sie den Tempel der
Dichtung gegen die Händler - ihre Verleger. In ihrer im Selbstverlag
veröffentlichten Schrift Ich räume auf! wirft sie ihnen Habgier und
Ausbeutung der Dichter vor und fordert - es ist das Jahr 1925 -, den Literatur-
und Kunstbetrieb zu verstaatlichen.
Else Lasker-Schüler hatte einen unkorrumpierbaren Sinn für Gerechtigkeit und für
ihre Freunde tat sie alles. Sie nutzte ihre zahlreichen Kontakte zu Künstlern,
Journalisten, Intellektuellen und ihre wachsende Bekanntheit, um das zu
betreiben, was heute Networking heißt. Sie bat um Unterstützung für Kollegen,
obwohl sie selbst bedürftig war, und startete Hilfsaktionen bis hin zu einer
Russlandreise, um den inhaftierten Johannes Holzmann, einen befreundeten
Schriftsteller und radikalen Anarchisten, zu befreien.
Wo sie Unrecht wahrnahm, griff sie ein und verausgabte sich wie in der Kunst
auch im Leben rückhaltlos. Bauschinger zitiert Erwin Loewensons Bericht,
Lasker-Schüler habe "führende Antisemiten mit ihrem Besuch überrascht, sich
vorstellend: ,Else Lasker-Schüler - Jude!! - Ich komme nur, dass wir mal deutsch
reden…' worauf man sie lächelnd näher zu treten bat". Mitte der 30er Jahre
wollte sie Mussolini, der angeblich ihre Bücher schätzte, dazu bewegen, gegen
die Judenverfolgung in Deutschland einzutreten, und schrieb mit derselben
Absicht 1940 aus Jerusalem an Papst Pius XII.
Sigrid Bauschinger legt mit ihrer zweiten Biographie ein material- und
kenntnisreiches Buch vor, das Leben und Werk Lasker-Schülers dank neuer Briefe
und anderer Zeugnisse umfassender beschreibt als frühere Darstellungen. So
einzigartig der Lebensweg der Nonkonformistin Lasker-Schüler erscheint, so war
sie doch ein Kind ihrer Zeit. Eine, die gegen die heuchlerische Bürgermoral
einer erstarrten Gesellschaft aufbegehrte. Eine vom Zivilisationsbruch des
Ersten Weltkriegs, in dem sie Freunde und Künstlerkollegen verlor, zutiefst
Erschütterte. Eine von den Nationalsozialisten Verfolgte und ins Exil
Vertriebene.
Eine aufmerksame Zeugin jener bis heute fortwirkenden historischen,
gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüche, die ihr von 1869 bis 1945
währendes Leben prägten. Eine Spielerin, die in Abgründe sah und die Fähigkeit
bewahrte, über sich und die Absurdität der Welt zu lachen.
Eine der bemerkenswertesten
Frauen des 20. Jahrhunderts.
FRANKFURTER RUNDSCHAU
Dokument erstellt am 22.12.2003 um 17:00:23 Uhr
Sie liebte wie Joseph in Ägypten
In den zwischen 1893 und 1913 geschriebenen Briefen erweist sich Else Lasker-Schüler einmal mehr als begnadete Exzentrikerin
VON ANDREAS B. KILCHER
Else Lasker-Schüler: "Briefe 1893-1913." Bearbeitet von Ulrike Marquardt.
Werke und Briefe. Kritische Ausgabe. Band 6. Jüdischer Verlag im Suhrkamp
Verlag, Frankfurt am Main 2003, 836 Seiten, 124 Euro.
Ihren Zeitgenossen hat sie sich als "Tino von Bagdad" und "Prinz Jussuf von
Theben" vorgestellt und unter solchen Maskeraden die literarische Moderne von
der Jahrhundertwende bis in die Weimarer Republik wesentlich mitgeformt; 1933
musste die in Wuppertal geborene und in Berlin lebende Schriftstellerin
Deutschland verlassen, nachdem sie auf offener Straße tätlich angegriffen wurde;
Anfang 1945, kurz vor Kriegsende, starb sie - in Deutschland vergessen - im
"Hebräerland" Palästina. Heute aber zählt die deutsch-jüdische Lyrikerin,
Dramatikerin und Romanautorin Else Lasker-Schüler zu den Klassikern der Moderne.
Eines ihrer charakteristischen Markenzeichen waren ihre Briefe, die nun im
Rahmen der kritischen Ausgabe der Werke im Jüdischen Verlag im Suhrkamp Verlag
neu ediert werden und damit sowohl die zweibändige Briefausgabe von Maragarete
Kupper von 1969 als auch die Einzelzausgaben der Briefe mit Karl Kraus (1959),
Salman Schocken (1986) und Franz Marc (1988) ablösen werden. Die Fruchtbarkeit
des neuen editorischen Unternehmens zeigt sich schon daran, dass von den
insgesamt 638 Briefen und Postkarten allein des inzwischen vorliegenden ersten
Briefbandes über die Hälfte Erstveröffentlichungen sind.
Dies ist zweifellos ein großer editorischer Erfolg der Herausgeber, die über
lange Jahre und nicht nur in öffentlichen Bibliotheken und Archiven wie der
Hebräischen Nationalbibliothek, dem New Yorker Leo Baeck Institute, dem
Marbacher Literaturarchiv oder der Stadtbibliothek Wuppertal, sondern auch in
Privatbesitz in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland nach Briefen
nachgeforscht haben, wobei von dem umfangreichen neugefundenen Material der
passionierten Briefschreiberin kaum restlos alles ediert werden konnte.
Professionell ist diese Ausgabe auch in den Anmerkungen, die über Datierung,
Überlieferung und historische Kontexte Auskunft geben und mehr als die Hälfte
des Bandes umfassen.
Dieser erste Briefband dokumentiert den Weg der Wuppertaler Bankierstochter aus
der bürgerlichen in die künstlerische Existenz. Er zeigt, wie die junge Else
Lasker-Schüler nach abgebrochener Schule und mit ihrem ersten Ehemann Jonathan
Lasker 1894 nach Berlin geht, unter anderem bei Simson Goldberg ihr Talent als
Zeichnerin ausbildet, sich dann mit dem Bohèmedichter Peter Hille verbindet und
zunehmend in der Künstlerszene heimisch wird, um die Jahrhundertwende ihre
ersten Gedichte publiziert und sich damit zunächst vor allem als Lyrikerin
etabliert - nach Gottfried Benns späterem Urteil "die größte Lyrikerin, die
Deutschland je hatte" -, sich mit Herwarth Walden verheiratet und 1912 nach
einer Skandinavien-Reise schmerzlich wieder von ihm trennt. Unter den Adressaten
dieser frühen Jahre finden sich neben Else Lasker-Schülers Familie und ihren
Verlegern Axel Juncker, Heinrich Bachmair und Kurt Wolff vor allem
Künstlerfreunde wie Karl Kraus, Paul Zech, Franz Marc und Karl Wolfskehl. Die
Geburt der Dichterin zeigt sich symptomatisch an der Erfindung des literarischen
alter ego "Tino", mit dem Else Lasker-Schüler seit Herbst 1900 ihre
Briefe unterschrieb. Peter Hille hatte ihr diesen Namen gegeben, den sie als
literarische Ich-Figuration übernahm und - das ist bezeichnend - eben nicht nur
in literarischen Texten wie im Peter Hille-Buch (1905) und in Die
Nächte Tino von Bagdads (1907) verwendete. Auch ihre Briefe unterschrieb sie
mit "Tino".
Damit verschmilzt bei ihr die übliche Grenze von Fiktion und Realität in einer
imaginären Figuration: der orientalischen "Prinzessin" Tino. Dem folgte 1910 der
"Prinz Jussuf von Theben", ihre wichtigste, nunmehr biblisch motivierte
Ich-Figuration. In zwei Briefen an den Kunsthistoriker Eduard Plietzsch vom
November 1910 erklärt sie diese Figur als exilierten Traumdeuter und Schreiber,
oder genauer und bezeichnenderweise - als einen Schreiber von Briefen:
"Wenn ich an Sie schreiben werde so werden es dieselben Briefe sein, die Jussuf
von Egypten Pharao schrieb mit dem Griffel auf Stein. Sie sind ein deutscher
Prinz und König und ich bin aus Cana, Jakobs Sohn und trage den lammblutenden
Rock. Sie sind mir einmal schon in meiner Bibelzeit begegnet und Träume habe ich
gedeutet, Ihre Träume . Und du glaubst mir noch immer nicht, süßer König, daß
ich Joseph der Egypter bin. Ich trug am Abend, als du in den Vorhof tratst,
nicht meinen bunten Rock. Ich werde ihn aber anlegen wenn du heimkehrst - und
wenn dir mein Bild gefällt dann magst du es behalten. Ich flöte die Heerde
zusammen. Ich sende es dir nicht, weil es mein Bild ist, das wäre ja
aufdringlich, ich beweise nur mit ihm, daß ich es bin und daß ich verkauft bin
wie Joseph und daß ich Träume deute, daß ich liebe wie Joseph in Egypten."
Wo die Mystifikation in den Brief eindringt, wird dieser selbst zur
literarischen Gattung. Else Lasker-Schüler hat dies auch in dem halb-fiktionalen
Briefroman Mein Herz (1912) durchgespielt und dabei den Transfer des
Briefes in die Literatur endgültig vollzogen. Diese Briefe - ediert im dritten
Band der kritischen Werkausgabe - publizierte sie bereits 1911 und 1912 in der
von Walden redigierten Zeitschrift Der Sturm als Briefe nach Norwegen,
die Buchausgabe wurde lediglich um 20 Zeichnungen der Autorin ergänzt.
Lasker-Schüler thematisiert hier zum einen ihre Trennung von Walden, zum anderen
das Leben der Berliner Bohème, die sich vorwiegend im Café des Westens traf. Die
Adressaten werden zur "Renntieren" oder "sehr edlen Gesandten", sich selbst
tituliert sie als "Dichterin von Arabien, Prinzessin von Bagdad, Enkelin des
Scheiks, ehemaliger Jussuf von Ägypten, Deuter der Ähren, Kornweser und Liebling
Pharaos".
"Spielen ist alles", erklärt sie dieses poetologische Verfahren des
Briefschreibens 1911 in einem Brief an Karl Kraus, den sie wiederum abwechselnd
als "Herzog von Wien", "Dalai Lama" und "Cardinal" tituliert. Nicht anders als
die literarischen Texte erweisen sich die Briefe damit als Formen einer
literarischen und artistischen Existenz, die Else Lasker-Schüler so auf den
Punkt brachte: "Ich sterbe am Leben und atme im Bild wieder auf". Die Briefe
sind voll solcher literarischen Bilder, wie auch diejenigen an Karl Wolfskehl
zeigen können. Ihre Briefe an den in München lebenden Georgianer, von ihr als "Ramsenith"
tituliert, sind ganz in einen mythischen asiatischen Raum und in eine
entsprechende Sprache verlegt. So schreibt sie im Juni 1911 an Wolfskehl:
"Ramsenith, lieber König, was soll ich dir sagen! In Theben würde die
lila Dolde: Anadïr heißen; die rosa Blumen: Almu eijadina binasrë, süße
Tänzerinnen. Ich werde gar nicht mehr in die Gärten gehen, immer zwischen deinen
Rosensüßen nach dir aussehn. Was soll ich dir schenken - da meine Paläste
versanken, meine Dromedarheerden verhungerten; meinen Tauben stach man die
Corallen aus. Was soll ich dir schenken, lieber König Ramsenith?"
Wenn man in dieser Briefausgabe etwas vermissen wird, dann sind es allerdings
die zahlreichen Zeichnungen, mit denen Else Lasker-Schüler nicht nur den Ende
1912 einsetzenden Briefwechsel mit Franz Marc - ihrem "lieben, lieben, lieben,
lieben blauen Reiter" - bereicherte. Zahlreiche Briefe enthalten kleinere und
größere Zeichnungen, keine einzige aber findet sich in der Briefausgabe. Als
unbefriedigender Ersatz werden lediglich knappe Beschreibungen der Zeichnungen
geboten, die den Text auf unangenehme Weise unterbrechen, wo man doch im
Zeitalter des Computersatzes leicht eingescannte Bilder in den Text hätte
einbauen können.
Dieser Mangel wiegt nicht zuletzt deshalb recht schwer, weil sich gerade
Lasker-Schülers Schreiben in einem Zwischenbereich von Text und Bild, von
Literatur und Kunst bewegte, wie nicht zuletzt auch die jüngst im Jüdischen
Verlag erschienene Faksimilierung des Gedichtbandes Theben zeigen kann.
Nichtsdestoweniger wird man mit Neugier und Vorfreude auf die folgenden fünf
Briefbände warten.
Artikel erschienen am Fr, 31. Dezember 2004
Sigrid Bauschinger: Else Lasker-Schüler. Wallstein, Göttingen. 493 S., 38 EUR.
Die Germanistin Sigrid Bauschinger aus Amherst in Massachusetts legt jetzt als krönenden Abschluß ihrer langjährigen Forschungsarbeit die große Biographie Else Lasker-Schülers vor. Seit den achtziger Jahren bemüht sie sich um eine historische Darstellung dieses Lebens, und das war damals alles andere als selbstverständlich. Denn die jüdische Dichterin, 1933 aus Deutschland geflohen und 1945 in Jerusalem gestorben, war den bundesrepublikanischen Lesern nach dem Krieg auf eine Weise vermittelt worden, die als Musterfall einer verdrängenden Rezeption gelesen werden muß.
Ausgerechnet Gottfried Benn trat Anfang der fünfziger Jahre als Kronzeuge ihrer Kunst auf. 1933 war er den Nazis noch auf den Leim gegangen und hatte später die Emigranten verflucht, im Adenauerstaat aber suchte er sich zu rehabilitieren und verwandte die ehemalige Freundin als jüdisches Feigenblatt. Er bezeichnete sie als die "größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte" und half damit, sie zum Versöhnungssymbol von Deutschen und Juden zu verklären - eine Rolle, die weder ihrer Lebensgeschichte noch dem Inhalt ihres Werkes entsprach.
Sigrid Bauschinger versuchte, die Wahrheit hinter diesen Verklärungen aufzudecken, und sie tat es nicht zufällig von Amerika aus. Hier waren kritische Germanisten den Zwängen des westdeutschen Konsens nicht unterworfen, und andere Einflüsse aus dem Ausland haben die Lasker-Schüler-Forschung später noch vorangetrieben: In deutsch-israelischer Zusammenarbeit entstand seit 1996 die Kritische Ausgabe ihres Werkes, die erstmals nicht nur ihre Dichtung, sondern auch ihre Briefe auf eine zuverlässige Textgrundlage stellt.
Auf dieses Material stützt sich die sorgfältig recherchierte Biographie. Die Lebensdaten der 1869 geborenen Dichterin teilt Sigrid Bauschinger in chronologische Abschnitte ein, sie entwirft ein detailliertes Bild des Elternhauses in Elberfeld und beschreibt dann die Krise der ersten Ehe. Der Arzt Berthold Lasker, mit dem sie 1894 nach Berlin zog, war ein jüdischer Bildungsbürger, die Dichterin aber stieß seine gediegene Lebensweise ab, und schon hier macht Bauschinger ihre persönlichen Konflikte auch als gesellschaftliche Prozesse sichtbar.
Die Menschen, denen Else Lasker-Schüler begegnet, stehen nicht nur für sich selbst, sie repräsentieren soziale Bewegungen. Immer treten sie in Gruppen auf: Ihr Freund, der unbehauste Dichter Peter Hille, sammelt eine ganze Schar von Jüngern um sich; der Zeitschriftenredakteur Ludwig Jacobowski, der sie als Dichterin entdeckt, gründet im Jahr 1900 die freie "Verbindung der Kommenden"; 1902 entsteht in Schlachtensee die "Neue Gemeinschaft", zu der auch Martin Buber und Gustav Landauer gehören; und in zweiter Ehe ist sie später mit Herwarth Walden verheiratet, der 1910 den "Sturm" gründet, eine bedeutende Zeitschrift der expressionistischen Bewegung.
In immer neuen Anläufen macht Else Lasker-Schüler die Kunst zum Gegenpol der gesellschaftlichen Ordnung, aber sie führt einen tragischen Kampf. Die Künstlerbewegungen können die Wirklichkeit nicht aufheben, und schon im Ersten Weltkrieg wirft die Katastrophe ihre Schatten voraus. Sie verliert ihre engsten Freunde, unter anderen den Maler Franz Marc, und 1927 stirbt auch Paul, ihr einziger Sohn. Else Lasker-Schüler vereinsamt, und jetzt ist es ihr Judentum, das ihr weiteres Schicksal bestimmt.
1932 schreibt sie das Schauspiel "Arthur Aronymus und seine Väter". In Deutschland kann es nicht mehr aufgeführt werden, kommt erst im Schweizer Exil auf die Bühne. Es zeigt das Milieu, in dem Else Lasker-Schülers Vater im frühen 19. Jahrhundert aufwächst. Der jüdischen Familie droht ein Pogrom, und er wird abgewendet, weil der Junge von Juden und Christen gleichermaßen geliebt wird. Das Stück endet am Sederabend des Passahfestes, an dem auch der Bischof teilnimmt und mit der Familie Schüler den Religionsfrieden feiert.
Hierin sieht Sigrid Bauschinger den versöhnlichen Kern des Stückes, doch es enthält auch andere Szenen. Im 19. Jahrhundert entsteht das deutsche Judentum als bürgerliche Klasse, und in "Arthur Aronymus" wird dieser Vorgang mit beißender Ironie dargestellt. Else Lasker-Schüler ist immer eine Gegnerin des Bürgertums gewesen, und selbst die eigene Familie nimmt ihr Spott über die Kulturfassade nicht in Schutz. Sigrid Bauschinger aber sieht darüber hinweg, weil sie sich auf die interkulturellen Aspekte dieses deutsch-jüdischen Lebens konzentriert und dabei nicht alles in den Blick nehmen kann.
Dennoch darf Sigrid Bauschingers Buch als die definitive Biographie der Dichterin gelten. Es trägt alles zusammen, was die Forschung in über 50 Jahren erarbeitet hat und stellt Else Lasker-Schüler in ein reiches, an vielen Stellen voll überzeugendes Panorama der Kulturgeschichte, die den Aufstieg und Fall des deutschen Reiches begleitet hat.
The TLS n.º 5318 March 4, 2005
My quill is kaput
LEO A. LENSING
Else Lasker-Schüler
SÄMTLICHE GEDICHTE
566 pp. Frankfurt: Jüdischer Verlag. 18.80 euros.
3 633 54196 9
Sigrid Bauschinger
ELSE LASKER-SCHÜLER
Biographie
495 pp. Göttingen: Wallstein. 38 euros.
3 89244 440 4
Betty Falkenberg
ELSE LASKER-SCHÜLER
A Life
248 pp. McFarland. $32.
0 78641 460 X
Else Lasker-Schüler
WERKE UND BRIEFE
Volume Six: Briefe 1893—1913 837pp. 124euros. 3 633 54186 1
Volume Seven: Briefe 1914—1924 605pp. l24euros. 3 633 54188 8
Frankfurt: Jüdischer Verlag
It was in 1910 that Karl Kraus began to publish the poems of Else Lasker-Schüler in his journal Die Fackel (The Torch). In a now famous footnote, he praised the love poem “An Old Tibetan Rug” as “one of the most enchanting and moving” he had ever read. There were few poems since Goethe’s, Kraus insisted, in which “as in this Tibetan Rug sense and sound, word and image, language and soul are so interwoven”. Later, in “Rhyme” (1927), his most important essay on poetry, he would declare that this poem alone was enough to place its author high above both Rilke and Stefan George.
Gershom Scholem, who in his memoir From Berlin to Jerusalem recalled hearing Lasker-Schüler read from her Hebrew Ballads in 1912, thought that this collection contained “her most beautiful and most unforgettable creations”. He specifically mentions “the brief, melancholy, and proud poem ‘Mein Volk”’, an ode in which the poet, still estranged from her people, feels their presence resonate only when they “scream out to God”. In 1918, Walter Benjamin wrote to Scholem that he “loved. . . very much” another one of the Hebrew ballads, “David and Jonathan”, adding that Rilke’s poem on the same subject simply could not compare.
Despite occasional revivals of her play Die Wupper (The Wupper River, 1909), and recent focus on her prose writings and on the unfinished drama IchundIch (landI), Else Lasker-Schüler remains best known as a lyric poet. Translations of the poetry have also dominated her reception in the English-speaking world: yet even the most comprehensive of these efforts were perhaps 100 stringently selective, and, in any case, appeared 100 5000 to take account of the unpublished verse collected in the Complete Poems. These first appeared in a two-volume set in 1996 as part of the definitive “Critical Edition” of the works and letters, and have now been reissued in a single pocket-sized volume. Though this new condensed edition omits the lists of variants, the commentary and the concordance of the definitive edition, it still provides texts of all the poems as well as a bibliographical guide to the complicated history of their original publication.
It is possible, for example, to see at once that there were two poems with the title ‘David and Jonathan”, and that Benjamin must have been admiring the earlier one, which had appeared in the Hebrew Ballads. One can imagine him responding keenly to the subtle conjunction of sacred inscription and sexual union formulated in its opening lines: “In the Bible we are written 1 brightly entwined~. The second “David and Jonathan’ poem begins more suggestively: “O Jonathan, I wane pale in your lap”. The final word in this verse, “Schoss” in the original, suggests not only sensuous contact but also spiritual solace, as in the phrase “in Abrahams Schoss” (“in the bosom of Abraham’). The poem moves away from this particular ambiguity, however, and concludes with a metaphorically complex, but powerfully direct expression of erotic passion: “O Jonathan, you blood of sweet fig / Fragrant pendant hanging from my branch / You ring in the skin of my lip”.
With their focus on homoerotic passion and desire, this pair of poems, as well as “Pharaoh and Joseph” (another “Hebrew Ballad”), could easily be perceived as anomalies among Lasker-Schüler’s poems. Yet they are in fact central to a sustained autobiographical project that instinctively confounded boundaries of nationally, race, gender and sexuality. In a letter written to the British Germanist Jethro Bithell in 1910, Lasker-Schüler made these connections unambiguously: “. . . how do you like my Bible poems? You know I am David and also Joseph. And Pharaoh is unknown to me, but he’s in my blood; Jonathan was a student who has left town and he was exactly as I wrote”. Even earlier, the poet had taken to signing her letters as Tino, Princess of Baghdad, an orientalized identity that evolved androgynously into Jussuf or Jussuf Abigail, Prince of Thebes. Based on the biblical Joseph, this authorial persona encompassed male and female, heterosexual and homosexual, Arab and Jew, Egypt and Palestine; and implied the glory of Greece as well. That Jussuf often appeared in the poet’s drawings accompanied by a black African alter ego made this imaginary racial mélange all the more provocative.
Lasker-Schüler’s extravagant self-mythologizing presents the biographer with a special problem: how to do justice lo her meticulously cultivated poetic identities, with their fantasies of love, power and success, as well as to the turbulence of her life in the world? As if to cool down the narrative heat inevitably generated by a disorderly existence, Sigrid Bauschinger imposes a strict chronological template on each of the seven chapters in her new biography.
Else Schüler was born in 1869, the youngest child of a prosperous Jewish family in Eberfeld, now part of Wuppertal, in Germany’s industrial heartland; her life ended in exile in Israel in 1945. Appropriately enough, for this biography of an unconventionally feminist writer, her two marriages and two divorces are the only historical markers in the chapter headings that point beyond time and place. The marriage to Berthold Lasker in 1894, a physician, and older brother of the chess champion Emanuel Lasker, at least served the purpose of getting the artistic young woman out of the provinces and into Berlin. There she began her career by taking drawing lessons from a former student of Max Lieberman, the great Berlin Impressionist. After the relationship with Lasker soured, she moved in and out of various bohemian artistic circles under the intermittent tutelage of the poet Peter Hille, a back-to-nature prophet of great charisma but moderate literary talent. It was Hille who called her “the black swan of Israel, a Sappho for whom the world is broken in two”. The playful but enormously complex name games that figure so centrally in her letters and other prose writings may have begun in earnest in exchanges with Hille. She would in turn bestow posthumous literary canonization on him as “St Petrus, the Rock” in The Peter Hille Book (1906), her first experiment in a hybrid form of biographical fiction.
Lasker-Schüler’s second husband was the most important person in her literary life. When they met in 1899, he was Georg Levin, a struggling composer nine years her junior; unlike many of her friends and correspondents, Levin embraced the new name — Herwarth Walden - that she chose for him. Together, they became central figures in the transformation of one faction of Berlin’s coffee house scene into a hub of The European avant-garde. The publication of her poems and prose sketches in Walden’s immensely influential journal Der Sturm (The Tempest) brought her into contact with Karl Kraus and the younger generation of Expressionist poets; it also led to friendships with painters such as Franz Mare, Oskar Kokoschka and Karl Schmidt-Rotluff.
The relationship between Lasker-Schüler and Franz Marc is one of the great stories of modernist creative collaboration. Having first dubbed him “Blue Rider” after The artists’ group to which he belonged, Lasker-Schüler also called him Reuben after the biblical Joseph’s one merciful brother. Marc played along with the poet’s identity games and was remarkably understanding of her personal eccentricities. Between December 1912 and April 1913, he sent her a now famous series of painted postcards, illustrated fables of their instinctive artistic bond. Three of these were promptly joined with her own drawings to illustrate The Prince of Thebes (1913), a collection of oriental tales. For her part, Lasker-Schüler wrote stylized letters to the painter and his wife Maria that appeared in Die Aktion and other avant-garde journals before being revised at the end of the First World War in the dark allegorical novel The Malik: An emperor’s tale. With Marc’s encouragement, she began to draw more self-portraits and to integrate these and other coloured sketches into her published works. The painter’s death near Verdun in 1916 inspired her to write one of German literature’s great obituaries, which begins: “The Blue Rider has fallen, a great man of the Bible, who exuded the scent of Eden. He cast a blue shadow over the landscape. It was he who heard the animals talk and transfigured their misunderstood souls”.
Gottfried Benn, whose fictional appearance in The Malik as the leader of the warlike Aryans uncannily anticipated his brief but compromising promotion of the Nazi cause, was the other great passion of these years. During the course of what was at most an intense, probably unrequited infatuation, Else Lasker-Schüler wrote seventeen poems to and about the much younger poet. He figures in these verses as Giselherr, Nibelung, Heathen, Barbarian, King and other exaggeratedly virile incarnations. The stark erotic charge of this poetry may be measured by lines from “Giselherr The Tiger”, in which Benn appears in yet another guise, that of a Sioux chieftain: “Red kisses your knife paints / On my breast / until my hair flutters from your belt”.
As Bauschinger shows, Benn replied to this fierce lyrical wooing in the cooler registers of his own verse; he also minimized his exposure to Lasker-Schüler’s importunate personality. The latter is true, too, of Karl Kraus, whose ‘friendship” with the poet was not the intimate association that Bauschinger describes. Kraus never tired of contrasting what he called the “higher incomprehensibility” of Lasker-Schüler’s style with the “dilettantish” verse of the garden-variety Expressionists who also published in Der Sturm. Yet he seems rarely to have replied to her fantastical letters, and he complained vigorously to Walden when her private veneration of him as the “Dalai Lama” began to spill over into print.
Lasker-Schüler’s life during the years of the Weimar Republic, which included the death of her son Paul in 1927, stands out more for its existential turbulence than for new work. There was an initial consolidation of her reputation when, in 1919—20, the publisher and art dealer Paul Cassirer brought out a ten-volume edition of her works with cover illustrations by the author; but the edition sold poorly, and she was increasingly forced to earn a living through her artwork and her readings in person and on radio. Bauschinger overestimates her standing during the 1920s, when she seems to have been regarded rather as a colourful curiosity on the cultural fringe. This may explain her ambiguous appearance in Hannah Höch’s famous photomontage “Cut with the Kitchen Knife DADA through the Last Weimar Beer-Belly Epoch of Germany” (1919—20), where her cut-out head dangles from a chain on Kaiser Wilhelm’s chest. Bauschinger seeks to suggest LaskerSchüler’s intemational prominence by citing a letter of 1928 to Virginia Woolf from Vita Sackville-West in which she figures as one of only two interesting people in Berlin — though Sackville-West is clearly referring here to someone else. A subsequent letter to Woolf does indeed promise much to tell “about Berlin, and Else Lasker-Schüler”, which might be thought to signal a keen interest in the poet’s work, were it not followed immediately by additional topics that Bauschinger omits: “and Schwichtenberg, and the nigger who was really a man not a woman; but had all the graces of a cocotte, and the temper, too”. When national recognition of Lasker-Schüler’ s achievement did eventually come, in 1932, in the shape of the prestigious Kleist Prize, she had to share it with a young (now forgotten) poet of the “blood and soil” persuasion. Less than a year later, she was attacked in the street by Nazis and fled to Zurich.
The years of exile in Zurich, Locarno and Ascona might seem, in retrospect, like a sad, Chaplinesque farce, were it not for the murderous regime beyond the border. Refused a work permit, Lasker-Schüler nevertheless worked furiously, arranging readings, selling drawings, publishing and republishing in newspapers and magazines, all the while under increasingly hostile surveillance from the Swiss immigration police. Drawing on their files and on the voluminous correspondence with state officials, relief organizations, lawyers, advisers and friends, Bauschinger gives a poignant account of the poet’s frenzied activity during this period. Even the trips to Palestine, which are poetically transformed in the unconventional travel book The Land of the Hebrews (1937), were undertaken not primarily out of longing for an imagined homeland, but rather to satisfy visa requirements. It was not until her third stay, in 1939, that she found herself stranded there. In Switzerland, her behaviour exhibited what look today like glaring contradictions. On the one hand, she spent precious time and money trying to organize legal aid for David Frankfurter, a Jewish medical student who had assassinated the prominent Swiss Nazi Wilhelm Gustloff; on the other, she boasted of what were apparently real connections with Mussolini, who, as she wrote to a friend, “loves my poems”. In the midst of this confusion, she somehow composed what many readers consider her best poem, “My Blue Clavier”, thirteen rhythmically compelling, exquisitely rhyming lines that encompass the loss of childhood play and innocence, the brutalization of the world under fascism, and the silencing of the poet’s voice in exile.
The final dispiriting sojourn in Jerusalem was even worse than the dangerous uncertainties of Switzerland. The poet, who once rebuked a young writer for offering to translate her poems into Hebrew with the remark that they were already written in Hebrew, found herself at a loss when she eventually had to contend with that language. Despite friends and patrons that included Martin Buber and the wealthy publisher Salman Schocken, she remained miserable. She began referring to the country that Palestine would become as “Misrael”, a place so wretched that “King David himself would pack up and leave”. Despite her mood and circumstances, however, she was still writing powerfully: not only the drama Iandl, but also a handful of exquisite poems inspired by an amour fou imposed on Ernst Simon, a much younger married professor at the Hebrew University.
For all its rich detail and general reliability, Bauschinger’s biography leaves the impression that there is more — or at least something different — to tell. This is also the case with the spiritedly written short life by Betty Falkenberg that will serve English-speaking readers until a more comprehensive work can be’ undertaken. Falkenberg has produced an anecdotal sketch that is colourful and engaging, but rarely analytical, and intermittently imprecise. An appendix contains ‘useful translations of texts by and about Lasker-Schüler. The handful of excerpts from the letters provide, however, no more than a tantalizing glimpse of what is a major aspect of her work.
Now that the correspondence has begun to appear in the ongoing Critical Edition, its immense biographical value is both impossible to overlook and difficult to gauge. On the one hand, the letters provide rich documentation of Else Lasker-Schüler’s friendships and acquaintances as well as of her causes and concerns. The first two of six projected volumes contain 1,259 letters, of which half from the years 1893—1913 and almost two-thirds from 1914— 24 have never been published. On the other hand, a great many of the letters are written in the language of her private mythology. In the earliest phase of her letter writing, there are still marked contrasts between her mythologizing style and the sober, sometimes humorous descriptions of the life of a young single mother. In the autumn of 1902, for example, she both ecstatically assures her fellow bohemian Peter Hille that her female slaves will wash his feet with “oil derived from the Orient’s flowers of longing” and dryly reports to her sister Anna that she is removing The “Dreck” from a new apartment with a knife and Lysol”. Such appealing matter-of-factness also characterizes a letter of the following winter to the poet Richard Dehmel: “Don’t think of me as a fanatic with romantically glazed-over eyes and a flighty soul. I never say ‘heavenly’ and especially not ‘Oh, how sweet”’.
Her avoidance of the clichés of others combines in the letters with a remarkable confidence in her own expressive manner. She takes orthographical and morphological liberties that would scandalize the current proponents of German language reform. For the frequently used particle übrigens (by the way), she consistently substitutes the nonsense variant “überings”, a more melodious composite of über (over, above) and rings (around). To describe her own art, she routinely uses an incorrect participial form for “painted”, “gemalen” instead of gemalt. The editor plausibly suggests that she borrowed the form from her young son Paul and kept it because of its obvious rhythmic appeal. When the poet’s playfulness takes a sharp turn, however — in one of many complaints about publishers, she refers to a Herr Cohn as “Herr Lohn” (Mr Wages)— the commentary prefers to see a possible orthographical error.
The satirical, aggressive vein in Lasker-Schüler’s writing has not yet received the attention it deserves. In the spring of 1903, she reports visiting Peter Hille in a house rented by the reform group “Neue Gemeinschaft” (New Community), where she found him ensconced in “a salon above the chicken coop”. What begins as a realistically humorous vignette concludes as a feminist fable with gender-bending undertones: “In the morning the hen comes into the room to recite monologues for him, and the rooster sings and lays the eggs. It is said to be a very modern chicken coop in which women have won the day”. As this flamboyant example suggests, the early letters contain the seeds of the metaphorical, often ecliptically style that will blossom so strangely and compellingly in much of the later correspondence. In the decade between her first book publication, the volume of poems entitled Styx (1902), and the crisis brought about by the divorce from Herwarth Walden in 1912, they pulsate with imaginative energy and invention. Even the salutations often scan like poetry. A letter of 1906 to Richard Dehmel begins with a trio of striking titles conferred on the addressee, in which powerful natural images are enhanced by an irregular trochaic line: “Schwarzer Eichenbaum, dunkles Gewitter, Waldfürst” (“Black oak tree, dark tempest, forest prince”). To the painter Karl Schmidt-Rottluff, who had written to arrange sittings for a portrait, she replies in a postcard of January 1, 1912:
Prophet, I have time during the nine days my army is camped in the desert. I await your message; will send you manna and oil from the oasis and my dreams of the sheaves. Jussuf of Egypt / E Lschu. Halensee-Berlin / Katharinenstr. 5 (Garden raised lst floor).
(The artist presumably ignored the biblical scenario and paid attention to the meticulously formulated address, for he did paint a striking, Cubist-inspired portrait of the poet, entitled “Woman Reading”.)
While the correspondence as a whole glistens with such entertaining moments, there are clusters of letters that might more properly be called sustained epistolary performances. The letters to Karl Kraus and to Jethro Bithell, both of which groups begin in August 1909, fall into this category. The addressees are immediately given titles and identities, which derive initially from places and professions but soon take on a soaring metaphorical life of their own. Kraus is not only the Dalai Lama, but also the Duke of Vienna and the Red Cardinal; Bithell, who also wrote poetry, is addressed in English as “Sire and Poet” as well as “Prince”, “Earl” and eventually “King” of Manchester, where he began his career as a lecturer in German. The scenarios in the body of the letters likewise integrate real and imaginary situations. One wonders what Bithell, who had first written to her to ask for poems for an anthology, made of these remarks in a letter of October 1909:
I feel that a commandment is written on my forehead that was written on Moses’s tablet or in the Koran. Perhaps you can decipher it. Jethro Bithell, perhaps I am not suffering from megalomania. But my quill is kaput.
Her signature, here still “Tino” (of Baghdad), is followed by a drawing that shows a moon face over a tree from which hangs a bird-like figure clothed in a long robe. There is a final sentence, a German version of the famous line of Juliet’s, “It was the nightingale, and not the lark”.
This verbal-visual collage, one of many such in the letters, suggests a fascinating array of meanings: the complex relationships between writing and the body, between poetry and sacred scripture, between art and madness, between the Hebrew Bible and the Koran are only some of the provocative ideas it raises. The sketch of the poet as a bird introduces a note of caricature and self-parody. This dimension, already amplified in the text by the birds in the Shakespeare quotation, is further enhanced in the original, because Feder, The German word for “quilt”, also means “feather”. But in which way is the bird figure “hanging”? Is this a suicide motif linked to the image of the broken quill? This first full edition of the letters, which — without exception — substitutes textual descriptions for reproductions of the many drawings in the manuscripts, unfortunately forestalls any cogent exploration of such questions. Future biographers of this writer, who saw herself caught between genders, between languages and between religions, will want to see for themselves how exactly these autobiographical performances in the letters are staged between words and images.