18-8-2005

 

Theodore Ulrike Sophie von Levetzow

(1804 - 1899)

 

Biographies :                                                   

Goethe's Poetry

Books:

Goethes letzte Liebe: Die Geschichte der Ulrike von Levetzow von Wilhelm Pfeifer

101 pages (1997)

Publisher: Niederland-Verlag

ISBN: 3923947240

 

Letzte Liebe
von Klaus Tudyka

Broschiert - Schnell Buch & Druck
Erscheinungsdatum: Januar 2003
ISBN: 3877167705

 

'Keine Liebschaft war es nicht'
von Johann W. von Goethe, Ulrike von Levetzow, Jochen Klauß

Manesse-Verlag, März 1997, ISBN: 3717582240
 

 

 

 

Goethe made the acquaintance of Ulrike von Levetzow in 1821 in the Bohemian spa Marienbad when she was 17 years old (and Goethe 72!). He was an old friend of her mother, Amalie. He gave Ulrike  the newly published Wilhelm Meisters Wanderjahre to read. He certainly met her many times in the long vacation from July to September.

He came back to Marienbad in 1822, staying by the von Levetzow from June to August.

Again from June to September of 1823, Goethe went on with the dates with the young girl. His infatuation led to his consulting a doctor as to whether marriage might be detrimental to his health, and to his asking the Grand Duke of Weimar to propose to the girl on his behalf. The mother, Amalie von Levetzow rejected the proposal categorically. Hurt made Goethe write the Trilogie der Leidenschaft  (trilogy of passion), where Ulrike is Pandora.

Ulrike never married, living for almost a century. In the mature age, asked about her relation with Goethe, she used to answer: “Keine Liebe war es nicht.

 

 
Ulrike von Levetzow
 

 

N Z Z  Online

 

Neue Zürcher Zeitung, 5. Januar 2005, Ressort Feuilleton

Jedes Jahr in Marienbad

Ulrike von Levetzow - Goethes letzte Liebe

Friedemann Bedürftig: «Die lieblichste der lieblichsten Gestalten». Ulrike von Levetzow und Goethe. Kindler-Verlag, Reinbek 2004. 250 S., Fr. 31.70.

ISBN: 3-463-40463-X

Hans Christian Kosler

Im Sommer 1821 lernte Goethe bei seinem ersten Aufenthalt in Marienbad die 17-jährige Ulrike von Levetzow, Tochter eines mecklenburgischen Hofmarschalls, kennen. Der «freundliche, liebenswürdige alte Herr» - so Ulrike von Levetzow - nahm das aussergewöhnlich hübsche Mädchen mit auf seine Spaziergänge, schenkte ihm Blumen und erklärte ihm die gesammelten Mineralien, zwischen die er einmal sogar Schokolade versteckt hatte, um Ulrikes nicht sonderlich ausgeprägtes Interesse an Steinen zu wecken.

Da sie nicht wusste, dass sie den grossen Dichter, Gelehrten und Minister vor sich hatte, begegnete sie ihm zunächst mit einer kindlichen Unbefangenheit. Gerade dies muss dem 72-Jährigen gefallen haben, er erzählt dem «Töchterchen» aus dem «Wilhelm Meister», und als Ulrike im nächsten Jahr - diesmal mit ihren Schwestern - wieder in Marienbad weilt, schenkt er ihr zum Abschied sein gerade erschienenes Buch über die «Campagne in Frankreich» mit der vielsagenden Widmung: «Wie schlimm es einem Freund ergangen, / davon gibt dieses Buch Bericht. / Nun ist sein tröstendes Verlangen: / Zur guten Zeit vergiss ihn nicht.» - Ulrike hatte den Freund zwar nicht vergessen, sich aber auch nicht - anders als Goethe - verliebt. Als man sich im Jahre 1823 ein drittes Mal in Marienbad sah, steckte sie in einer Klemme: Goethe hatte durch den Grossherzog Karl August bei ihrer Mutter um Ulrikes Hand anhalten lassen.

Natürlich konnten die Levetzows einem Mann wie Goethe kein klares Nein als Antwort geben, man fühlte sich überfordert und reiste zwei Tage später nach Karlsbad ab. Goethe, der das «Bittersüsse des Kelchs bis zur Neige» austrinken wollte, reiste den Levetzows nach, quartierte sich im selben Hause ein und feierte im Schatten junger Mädchenblüte seinen 74. Geburtstag. Von dem Heiratsantrag wurde nie mehr gesprochen: Goethe, über den Schillers Frau schon vor Jahren geschrieben hatte, dass ihm der Kopf wackle, hatte offenbar eingesehen, dass er doch einen Schritt zu weit gegangen war. Eine schöne, anrührende und sehr menschliche Geschichte, die dem Olympier dezent, aber wirksam die Grenzen des Alters aufzeigte. Dass sie darüber hinaus die Vorgeschichte der «Marienbader Elegien» bildet, macht sie noch bemerkenswerter. In der Rekordzeit von vierzehn Tagen schrieb Goethe auf der Rückfahrt nach Weimar sein Meisterwerk nieder, dessen Botschaft er verblüffend perfekt einlöste: «Wenn Liebe je den Liebenden begeistet / Ward es an mir auf's lieblichste geleistet.»

Friedemann Bedürftig dürfte für seine minuziöse Rekonstruktion dieser Entstehungsgeschichte wesentlich länger gebraucht haben. Auch der Leser, der für das Zustandekommen der 23 Strophen nicht weniger als 250 Seiten zurücklegen muss, ist entsprechend gefordert. Was die Kenntnis der Sache angeht, so liegt er bei dem Hamburger Historiker, der bereits im Goethe-Jubeljahr 1999 das Leben des Dichters als Comic vorgelegt hat, durchaus richtig. Doch wozu das Ganze? Warum handelt Bedürftig das Spannendste, die Inkubationszeit dieser unerfüllten Liebe, nur in einem kurzen Prolog ab? Warum malt er uns statt der vor Erotik knisternden Treffen zwischen Goethe und Ulrike ausgerechnet die langweiligen Fachsimpeleien mit dem Mineraliensammler Grüner aus? Warum erfahren wir über diesen und jenen Grafen, den Goethe auf seiner Rückreise besucht hat, mehr als über Ulrikes Familie? Und mit welchem Grund wird hier zeitlich völlig Heterogenes zu einem Wirrwarr zusammengewürfelt? Manch zwinkernde Anspielung wird der Kenner diesem Patchwork an Tagebüchern, Briefen und Überliefertem entnehmen, wobei ihn die schwülstigen Gelehrtendialoge nicht weniger als den Laien langweilen dürften. Goethe zum Wiedererkennen oder zum Abgewöhnen? Die «lieblichste der lieblichsten Gestalten» Ulrike entfernt sich mit zunehmender Lektüre. So sehr man dem Autor Respekt vor seiner Leistung bezeugen muss, so sehr gilt doch das Goethe-Wort: «Ein grosser Aufwand, schmählich! ist vertan.»

 

Elegie

 

Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt,
Gab mir ein Gott, zu sagen, was ich leide.

 

Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen,
Von dieses Tages noch geschlossner Blüte?
Das Paradies, die Hölle steht dir offen;
Wie wankelsinnig regt sichs im Gemüte! –
Kein Zweifel mehr! Sie tritt ans Himmelstor,
Zu ihren Armen hebt sie dich empor.

 

So warst du denn im Paradies empfangen,
Als wärst du wert des ewig schönen Lebens;
Dir blieb kein Wunsch, kein Hoffen, kein Verlangen,
Hier war das Ziel des innigsten Bestrebens,
Und in dem Anschaun dieses einzig Schönen
Versiegte gleich der Quell sehnsüchtiger Tränen.

 

Wie regte nicht der Tag die raschen Flügel,
Schien die Minuten vor sich her zu treiben!
Der Abendkuß, ein treu verbindlich Siegel:
So wird es auch der nächsten Sonne bleiben.
Die Stunden glichen sich im sanften Wandern,
Wie Schwestern zwar, doch keine ganz den andern.

 

Der Kuß, der letzte, grausam süß, zerschneidend
Ein herrliches Geflecht verschlungner Minnen –
Nun eilt, nun stockt der Fuß, die Schwelle meidend,
Als trieb ein Cherub flammend ihn von hinnen;
Das Auge starrt auf düstrem Pfad verdrossen,
Es blickt zurück: die Pforte steht verschlossen.

 

Und nun verschlossen in sich selbst, als hätte
Dies Herz sich nie geöffnet, selige Stunden
Mit jedem Stern des Himmels um die Wette
An ihrer Seite leuchtend nicht empfunden;
Und Mißmut, Reue, Vorwurf, Sorgenschwere
Belastens nun in schwüler Atmosphäre.

 

Ist denn die Welt nicht übrig? Felsenwände,
Sind sie nicht mehr gekrönt von heiligen Schatten?
Die Ernte, reift sie nicht? Ein grün Gelände,
Zieht sichs nicht hin am Fluß durch Busch und Matten?
Und wölbt sich nicht das überweltlich Große,
Gestaltenreiche, bald Gestaltenlose?

 

Wie leicht und zierlich, klar und zart gewoben
Schwebt, seraphgleich, aus ernster Wolken Chor,
Als glich es ihr, am blauen Äther droben
Ein schlank Gebild aus lichtem Dunst empor;
So sahst du sie in frohem Tanze walten,
Die lieblichste der lieblichen Gestalten.

 

Doch nur Momente darfst dich unterwinden
Ein Luftgebild statt ihrer festzuhalten;
Ins Herz zurück! dort wirst du's besser finden,
Dort regt sie sich in wechselnden Gestalten:
Zu Vielen bildet Eine sich hinüber,
So tausendfach, und immer, immer lieber.

 

Wie zum Empfang sie an den Pforten weilte
Und mich von dannauf stufenweis beglückte,
Selbst nach dem letzten Kuß mich noch ereilte,
Den letzesten mir auf die Lippen drückte:
So klar beweglich bleibt das Bild der Lieben
Mit Flammenschrift ins treue Herz geschrieben.

 

Ins Herz, das fest, wie zinnenhohe Mauer,
Sich ihr bewahrt und sie in sich bewahret,
Für sie sich freut an seiner eignen Dauer,
Nur weiß von sich, wenn sie sich offenbaret,
Sich freier fühlt in so geliebten Schranken
Und nur noch schlägt, für alles ihr zu danken.

 

War Fähigkeit zu lieben, war Bedürfen
Von Gegenliebe weggelöscht, verschwunden,
Ist Hoffnungslust zu freudigen Entwürfen,
Entschlüssen, rascher Tat sogleich gefunden!
Wenn Liebe je den Liebenden begeistert,
Ward es an mir aufs lieblichste geleistet;

 

Und zwar durch sie! – Wie lag ein innres Bangen
Auf Geist und Körper, unwillkommner Schwere,
Von Schauerbildern rings der Blick umfangen
Im wüsten Raum beklommner Herzensleere;
Nun dämmert Hoffnung von bekannter Schwelle:
Sie selbst erscheint in milder Sonnenhelle.

 

Dem Frieden Gottes, welcher euch hienieden
Mehr als Vernunft beseliget – wir lesens –
Vergleich ich wohl der Liebe heitern Frieden
In Gegenwart des allgeliebten Wesens;
Da ruht das Herz, und nichts vermag zu stören
Den tiefsten Sinn: den Sinn, ihr zu gehören.

 

In unsers Busen Reine wogt ein Streben,
Sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten
Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben,
Enträtselnd sich den ewig Ungenannten;
Wir heißens: fromm sein! – Solcher seligen Höhe
Fühl ich mich teilhaft, wenn ich vor ihr stehe.

 

Vor ihrem Blick wie vor der Sonne Walten,
Vor ihrem Atem wie vor Frühlingslüften,
Zerschmilzt, so längst sich eisig starr gehalten,
Der Selbstsinn tief in winterlichen Grüften;
Kein Eigennutz, kein Eigenwille dauert,
Vor ihrem Kommen sind sie weggeschauert.

 

Es ist, als wenn sie sagte: Stund um Stunde
Wird uns das Leben freundlich dargeboten
Das Gestrige ließ uns geringe Kunde,
Das Morgende – zu wissen ist verboten!
Und wenn ich je mich vor dem Abend scheute,
Die Sonne sank und sah noch, was mich freute.

 

Drum tu wie ich und schaue, froh verständig
Dem Augenblick ins Auge! Kein Verschieben!
Begegn ihm schnell, wohlwollend wie lebendig,
Im Handeln sei's, zur Freude, sei's dem Lieben!
Nur wo du bist, sei alles immer kindlich,
So bist du alles, bist unüberwindlich.«

 

Du hast gut reden, dacht ich: zum Geleite
Gab dir ein Gott die Gunst des Augenblickes,
Und jeder fühlt an deiner holden Seite
Sich Augenblicks den Günstling des Geschickes;
Mich schreckt der Wink, von dir mich zu entfernen –
Was hilft es mir, so hohe Weisheit lernen!

 

Nun bin ich fern! Der jetzigen Minute,
Was ziemt denn der? Ich wüßt es nicht zu sagen.
Sie bietet mir zum Schönen manches Gute;
Das lastet nur, ich muß mich ihm entschlagen
Mich treibt umher ein unbezwinglich Sehnen,
Da bleibt kein Rat als grenzenlose Tränen.

 

So quellt denn fort und fließet unaufhaltsam –
Doch nie geläng's, die innre Glut zu dämpfen!
Schon rasts und reißt in meiner Brust gewaltsam –
Wo Tod und Leben grausend sich bekämpfen.
Wohl Kräuter gäbs, des Körpers Qual zu stillen;
Allein dem Geist fehlts am Entschluß und Willen,

 

Fehlts am Begriff: wie sollt er sie vermissen?
Er wiederholt ihr Bild zu tausend Malen.
Das zaudert bald, bald wird es weggerissen,
Undeutlich jetzt und jetzt im reinsten Strahlen.
Wie könnte dies geringstem Troste frommen,
Die Ebb und Flut, das Gehen wie das Kommen?

 

Verlasst mich hier, getreue Weggenossen!
Lasst mich allein am Fels, in Moor und Moos;
Nur immer zu! euch ist die Welt erschlossen,
Die Erde weit, der Himmel hehr und groß;
Betrachtet, forscht, die Einzelheiten sammelt,
Naturgeheimnis werde nachgestammelt.

 

Mir ist das All, ich bin mir selbst verloren,
Der ich noch erst den Göttern Liebling war;
Sie prüften mich, verliehen mir Pandoren,
So reich an Gütern, reicher an Gefahr;
Sie drängten mich zum gabeseligen Munde,
Sie trennen mich - und richten mich zugrunde.

 

 

Elegia

 

E quando o homem emudece de dor

Um deus me deu dizer tudo o que sofro.

  

Que hei-de eu então do reencontro esperar,

Do botão deste dia inda fechado?

Paraíso e inferno, de par em par

Se abrem ao meu espírito desvairado

Não tenho dúvidas! Ao céu vai subir,

P’ra nos braços a ti te receber.

 

E assim no paraíso já te vejo,

No eterno e belo reino, sem merecê-lo;

Não te restou esperança, ânsia, desejo,

Era esta a meta do mais íntimo anelo,

E ante uma tal beleza nasce o espanto,

Secou a fonte de nostálgico pranto.

 

Que célere o bater de asas do dia!

Um a um os minutos a ceder!

À noite, o beijo - o selo que nos unia:

E assim será com o Sol que há-de nascer.

Correm as horas, iguais e indolentes,

Todas irmãs, e todas tão diferentes.

 

O beijo, o derradeiro, doce cruel,

Rasga a trama sublime deste amor.

O pé apressa-se, pára, foge do umbral,

Expulso pelo anjo de espada a flamejar;

Fixa o olhar o caminho, enfadado,

Volta-se, triste — o portão está fechado.

 

Fechado em si agora o coração.

Como se nunca aberto se tivesse

Nem, com os astros em competição,

Com ela horas de sonho disfrutasse;

E arrependimentos, cuidados, desprazer,

Como ar de chumbo sobre ele a pesar.

 

Mas não nos resta o mundo? -  Estes rochedos.

De sombras sacras não estão coroados?

Não sazona a colheita? E os campos verdes

Não se estendem por rios, bosques e prados?

E não se arqueia a cósmica grandeza,

Ou rica em formas, ou nua de beleza?

 

Grácil e leve, em claro tecido, aéreo,

Paira, seráfica, entre brumas estelares,

Como que a ela igual, no azul etéreo,

Forma esbelta, de diáfanos vapores:

Assim a viste dançando, esplendorosa,

Das formas graciosas a mais graciosa.

 

Mas só por uns instantes ousaras

Um fantasma reter em seu lugar;

Volta ao coração! Aí a encontrarás,

Em mil formas se oferecendo ao teu olhar;

E uma verás em muitas convertida,

Em milhares delas, cada vez mais querida.

 

Ficava às portas, como para receber-me,

Passo a passo me levando ao desvairo;

Depois do último beijo inda alcançar-me

Para nos lábios me pôr o derradeiro:

E fica-me essa imagem clara e viva

No coração fiel a fogo escrita.

 

Muralha alcandorada, o coração,

Que a guarda em si e se guarda para ela,

Que por ela se alegra com a própria duração,

Só de si sabe quando ela se revela,

Se sente livre nessa amada prisão,

E por ela bate, todo gratidão.

 

Se morta e apagada estava em mim

A vontade de amar, de ser amado,

Logo o desejo de nova acção senti,

De decisões, projectos esperançados!

E se é verdade que o amor inspira o amante,

Eu próprio disso sou prova eloquente;

 

E a ela o devo! Que angústia interior,

No corpo e n’ alma odiada opressão:

Assediado por imagens de terror,

No deserto vazio do coração:

Mas nasce a esperança no conhecido umbral,

E ela mesma aparece, um claro Sol.

 

À paz de Deus que neste mundo a vós

a razão consola — é o que lemos —

Comparo do amor a serena paz

Na presença do ser que mais amamos’

Repousa o coração, e nada abala

Este forte sentir de ser só dela.

 

Na nossa alma pura há uma saudade

De só nos darmos, em gesto livre e grato,

A uma pura, ignota, alta entidade,

Desvelando em nós o eterno Inominado;

Devoção lhe chamamos, e eu sinto

Esse êxtase quando ante ela me encontro.

 

O seu olhar, como a força do Sol,

O seu hálito, como a brisa de Maio,

Faz degelar, como em cripta invernal,

O egoísmo que o tempo inteiriçou;

Não há interesse, vontade, que resistam,

Quando ela chega logo eles se dissipam.

 

É como se dissesse: «De hora a hora

Amavelmente a vida nos é dada,

O que ontem foi, mal o temos agora.

A ciência do futuro é-nos vedada:

E sempre que à noitinha tive medo,

O pôr do Sol me encontrou vivo e ledo.

 

«Por isso, faz como eu e olha, sensato,

O instante de frente, sem adiar!

Enfrenta-o logo, benévolo, animado,

Quer para o prazer da acção, quer para amar:

Onde estiveres, sê tudo, infantilmente,

E serás tudo, insuperável sempre.»

 

Tu falas bem, pensei, e a ti te deu

Um deus por companhia o dom do instante,

E cada um num instante se sente a teu

Lado ao dom dos Fados pretendente;

Assusta-me o sinal que a num de ti

Me afasta — tanto saber para quê?

 

Estou longe agora! Ao minuto que passa

Que coisa convém mais? Não sei dizer;

Algo de bom me oferece, com a beleza,

Mas só me pesa, tenho de o repelir;

Move-me a ânsia indócil que há em mim

E o que me resta são lágrimas sem fim.

 

Brotai então, e correi sem parar,

Mas o fogo interior não esfriareis!

Um furor louco meu peito quer rasgar,

Vida e morte entram em luta feroz.

Para a dor do corpo mezinha iria achar,

Mas falta ao espírito a decisão, o querer,

 

E o entendimento: como passar sem ela?

E mil vezes convoca a sua imagem,

Que ora lhe é roubada, ora vacila,

Nítida agora, depois uma miragem;

Virá alguma vez consolação

Do vaivém das marés do coração?

 

Deixai-me aqui, meus fiéis companheiros,

Entre pântano e musgo, numa fraga;

O mundo abre-se a vós. Ide, ligeiros!

Sublime e grande é o Céu, a Terra larga;

Estudai, juntai os factos, e na procura

Balbuciai os segredos da Natura.

 

Perdi o Todo, de mim já me perdera,

Eu, ainda há pouco o eleito dos deuses.

À prova me puseram, veio Pandora

Cheia de bens, e inda mais de reveses:

A uma pródiga boca me prenderam,

E com a separação morte me deram.

 

                 Tradução de João Barrento

 

 

 

 

Aussöhnung

 

Die Leidenschaft bringt Leiden! – Wer beschwichtigt
Beklommnes Herz, das allzuviel verloren?
Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?
Vergebens war das Schönste dir erkoren!
Trüb ist der Geist, verworren das Beginnen;
Die hehre Welt, wie schwindet sie den Sinnen!

 

 

Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen,
Verflicht zu Millionen Tön um Töne,
Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen,
Zu überfüllen ihn mit ewger Schöne;
Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen
Den Doppelwert der Töne wie der Tränen.

 

 

Und so das Herz erleichtert merkt behende,
Daß es noch lebt und schlägt und möchte schlagen,
Zum reinsten Dank der überreichen Spende
Sich selbst erwidernd willig darzutragen.
Da fühlte sich – o daß es ewig bliebe! –
Das Doppelglück der Töne wie der Liebe.

 

 

 

                Reconciliação

 

 

Paixão traz sofrimento! — Quem alivia

De tanta perda o coração ferido?

Esvaem-se as mais belas horas do dia.

Para a beleza em vão foste escolhido!

Opaco o espírito, os desígnios confundidos;

A grandeza do mundo escapa-se aos sentidos!

 

 

Mas eis que em asas de anjo vem pairando

A música, que mil sons com sons casa,

A natureza humana penetrando,

Em rica dádiva de eterna beleza:

Os olhos húmidos sentem o supremo dom

Do divino valor da lágrima e do som.

 

E o coração aliviado sabe então

Que vive e bate e quer continuar,

Dando-se todo, em pura gratidão

Pelas graças que ela lhe quis dar.

Sentiu-se aí — ah, se assim sempre for...

A dupla felicidade dos sons e do amor.

                 Tradução de João Barrento

 

 

 

 

  As traduções para Português foram extraídas de Obras Escolhidas de Goethe, POESIA, Selecção, Tradução, Prefácio e Notas de João Barrento, Círculo de Leitores, Lisboa, 1993,  ISBN 972-42-0713-7

 

 

   

 

Auszüge aus

Letzte Liebe, von Klaus Tudyka

Verlag Schnell, Warendorf
Januar 2003
ISBN: 3-87716-770-5

 

   

 

Schon im ersten Jahr ihrer Begegnung in Marienbad war er von der Anmut des jungen Mädchens bezaubert. Sie war ihm im Hause ihrer Großeltern vorgestellt worden und Ulrike, längere Zeit im Ausland gewesen, hatte nicht die geringste Ahnung, wer der freundliche ältere Herr war, der sie so gewinnend bei der Hand nahm und sie fragte, wie ihr Marienbad gefiele.

Fortan wich er nicht von ihrer Seite. Was wusste Ulrike schon von der Welt?! Es galt viel nachzuholen und er versuchte hartnäckig, sie für seine Wetterstudien und seine mineralogische Passion zu begeistern. Er stieß zwar auf geringe Gegenliebe, war jedoch unermüdlich, legte Schokolade oder Blumen in die Mineralien, um so das Interesse für diese Gegenstände zu wecken. Alles völlig unverdächtig - ein älterer Herr pflegt Umgang mit einem Kinde, dessen Großvater er hätte sein können.

Im zweiten Badejahr wurde die Badeliaison munter fortgesetzt, nur mischte sich Wehmut in das unbefangene Treiben, dachte der große Poet daran, dass er wieder Ulrikes Gegenwart in Weimar schmerzlich vermissen würde. Er wünschte, noch einen weiteren Sohn zu haben, den er mit Ulrike verheiraten könnte, um sie immer um sich zu haben.

Jetzt, im dritten Jahr ihrer Badebekanntschaft, war ihm mit einem Male klar geworden: Er war dem Zauber dieses Mädchens, dieser jungen Frau erlegen und fand so viel Vorzüge an ihr, dass es nur ein Rettungsmittel für ihn gab - die Liebe. Aus dem “interesselosen Wohlgefallen”, das für kant die Schönheit auslöst, war durch den Zauber der Persönlichkeit interessiertes, darauf hohes Wohlgefallen geworden, bis es um schmerzlich-süßen Verlangen nach steter Nähe und bedingungsloser Hingabe mündete: in die Liebe. Die seelische Distanz, die zwischen ihm und ihr lag, war von ihm mit tausend Wünschen und unstillbarem Verlangen durchschritten worden. Er spürte das Gefühl des Glücks ihrer Nähe, es nahm ihn gefangen, wenn sie lachte, ihn ansah, ganz nahe neben ihm ging, sich bückte und ihm eine soeben gepflückte Blume überreichte.

Er konnte sich nicht dagegen wehren und wollte es wohl auch nicht. Nicht dass Ulrike vor dem großen Poeten keine anderer Verehrer gehabt hätte. Schon als sie noch im Töchterheim der Madame Garcin in Straßburg war, hatte sie das eine oder andere billet d’amour eines unbekannten Verehrers erreicht, wie sie Goethe voller Unschuld bekannte. Was sie ihm nicht verriet und was doch in der Gesellschaft ein offenes Geheimnis war: Eine hochgestellte Persönlichkeit hatte sich voller Leidenschaft um Ulrike bemüht, ihr freundschaftliche, bald stürmische Briefe gesandt, jedoch keinen Widerhall gefunden. Diese Brief-Affäre firmierte unter dem Signum ,,Viel Feuer, viel Rauch”, und gemeint war der Baron Leopold Rauch, der nun statt um Ulrike um ihre Schwester Amèlie warb.

Frau von Levetzow entschloss sich, ihrer Tochter reinen Wein einzuschenken.

,,Wir sprachen vor kurzem, ob sich jemand um dich kümmert.

Ulrike sah ihre Mutter aufmerksam an.

“Ich will nicht länger um den heißen Brei herumreden: Es will sich jemand um dich kümmern… um dich ganz besonders kümmern…Kurz und gut — es hat jemand um deine Hand angehalten!”

Ulrike blickte weiterhin ihre Mutter unverwandt an.

,,Möchtest du denn nicht wissen, wer?”

,,Sie werden es mir gewiss sagen.”

,,Der Großherzog Carl August war hier und…nein, nein, bitte, keine Missverständnisse…”

Ulrike war aufgesprungen.

,,…Setz dich, bitte, wieder. Der Großherzog hat im Namen Goethes in aller Form um deine Hand angehalten.“

 

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Als die Künstlerin in den nächsten Tagen ihr Stammbuch von Goethe abholte, hatte ihr dieser nach Dichters Art seinen Dank in Versen niedergeschrieben, was sein Herz bei ihrem Spiel empfunden hatte.

 

Aussöhnung: Die Leidenschaft bringt Leiden

 

Die Leidenschaft bringt Leiden!

        – Wer beschwichtigt
Beklommnes Herz, das allzu viel verloren?
Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?
Vergebens war das Schönste dir erkoren!
Trüb ist der Geist, verworren das Beginnen;
Die hehre Welt, wie schwindet sie den Sinnen!

 

Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen,
Verflicht zu Millionen Tön um Töne,
Des Menschen Wesen durch und durch

        zu dringen,
Zu überfüllen ihn mit ew’ger Schöne;
Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen
Den Doppelwert der Töne wie der Tränen.

 

Die Interpretin beherrschte die deutsche Sprache nur unvollkommen. Goethe übersetzte das Gedicht sogleich selbst ins Französische, das damals auch in Marienbad die bevorzugte Sprache war. Die dritte Strophe lautete:

 

Ainsi le coeur tout soulagé s’apperçoit bien vite

Qu’il vit, encore, qu’il bat, qu’il voudroit battre,

Qu ‘il voudroit reconnoissant, pour tant de bien

S’offrir soi – même en tribut volontaire.

Il sentiroit alors - o! fut ce pour jamais

Le bonheur double des sons et de l’amour.

 

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Alles verloren! Alles zu Ende! So traf den Poeten die Nachricht, dass die Levetzows nach Karlsbad übersiedeln wollten, um dort die Quellen zu gebrauchen. Das konnte, meinte er, nur heißen, die Bedenkzeit sei abgelaufen, die Übersiedlung bedeute das endgültige NEIN!

Frau von Levetzow deutete das verstörte Gesicht des Dichters richtig und lud Goethe herzlich ein, seine ,,Familie” Levetzow nach Karlsbad zu begleiten und während dieser Tage au ihrem Tisch ihr lieber Gast zu sein.

Goethe zog in den 2. Stock vom ,,Goldenen Strauß”, ein Stockwerk über den Levetzows. “Schönes Quartier, schöne Aussicht.”. Mit großer Erleichterung, die Bedenkzeit tief offensichtlich weiter, nahm der Poet das familiäre Miteinander wieder auf: Noch am Tag der Übersiedlung Spaziergang in Karlsbad mit den Levetzows gegen den Posthof, des Abends nahm er mit der ,,Familie” den Tee, bis in die späte Nacht blieb er mit den Frauen zusammen.

Er genoss Ulrikes Nähe, wenn er mit ihr die neuesten Almanache durchblätterte und rezensierte und ihr Erläuterungen zu den Kupferstichen gab, die sie unbedingt sehen musste. Auch beim Tanztee im Sächsischen Saal war er präsent, Jugend drängte zu Jugend, der Poet saß dabei, trank seinen Tee und genoss die Süßigkeiten und die Biskuits.

Goethes Geburtstag stand bevor. Er hatte das unbestimmt-bestimmte Gefühl, dass au diesem Tag die Bedenkzeit abgelaufen sein werde und er das JA oder NEIN auf sein Brautwerben entgegen nehmen würde. Schicksalsentscheidung!

Zum Auftakt des Tages stand auf dem Frühstückstich ein Präsent für den Poeten. Ein Kristallbecher mit drei Medaillons, in denen die Namen der drei Levetzow-Schwestern eingeschliffen waren: Ulrike, Amélie, Bertha, Andenken den 28. August 1823 in Karlsbad.

Freundliche Zuneigung im Dreierpack -  ihm schien, wie wenn Ulrike ihm heute explizit zulächelte. Er hiess sich hoffen.

 

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Er wehrt sich erst einmal mit seinen Mitteln:

 

[An Ulrike v. Levetzow]

 

Tadelt man, daß wir uns lieben,
Dürfen wir uns nicht betrüben:
Tadel ist von keiner Kraft.
Andern Dingen mag das gelten;
Kein Mißbilligen, kein Schelten
Macht die Liebe tadelhaft.

 

 

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Nach der Komödie gehen Amélie und Bertha brav zu Bett, Goethe, Ulrike und ihre Mutter sitzen noch zusammen. Frau von Levetzow erzählt von ihrer frühen Heirat und dass Graf Klebelsberg um ihre Hand angehalten habe. Sie sei zwar geschieden, ihr geschiedener Mann sei jedoch am Leben und so könne sie den Antrag nicht annehmen.

Schweigen. Sollte das ein vorauseilender Kommentar zu Goethes Heiratsantrag sein?!

Noch in der Nacht beginnt das Packen.

Am nächsten Morgen frühes Rumoren, allenthalben Unruhe im Haus. Goethe eilt nach unten und findet die Familie Levetzow in hoher Geschäftigkeit vor, letzte Hand ans Packen zu legen. Ein allgemeiner, etwas tumultuarischer Aufbruch geht vonstatten.

Zum Abschied küsst Ulrike ihn — es ist nicht der Kuss einer Liebenden, das ist ihm gewiss, darin kennt er sieh aus. Es ist Zuneigung, ja, aber keine Hingabe, Verehrung, liebevoll, jedoch kein Bekenntnis der Lippen, eher ein Lippenbekenntnis hochverehrender Wertschätzung, so ungleich seinem Gefühl.

Er ist tief bewegt, als die Familie Levetzow in ihrem Reisewagen seinen Blicken entschwindet. Ihn fröstelt. Er ahnt, dass dies ein Abschied ist von Allem, was bisher sein Leben ausmachte der Abschied vom Eros.

Es ist die größe Herausforderung, der er sich stellen muss.

Er steigt in seine Reise-Chaise, greift nach dem Großherzoglich Weimarischen Schreib - Calender für das Jahr 1822” seinem Notizbuch, und beginnt, wieder und wieder korrigierend, das niederzuschreiben, was ihm der Gott der Poesie und der Liebe eingibt:

 

Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen,
Von dieses Tages noch geschlossner Blüte?
Das Paradies, die Hölle steht dir offen;
Wie wankelsinnig regt sich's im Gemüte! –
Kein Zweifel mehr! Sie tritt ans Himmelstor,
Zu ihren Armen hebt sie dich empor.

 

Das Rumpeln und Holpern der Chaise bewirkt, dass das Bild seiner Handschrift nicht das Ebenmaß seiner sonstigen Schreibkunst erreicht, aber um so klarer wird ihm, was er sagen will, sagen muss.

Die Stationen seiner Heimreise sind Etappen des Fortschreitens des Gedichts, die er unterwegs im Calender notiert. Gleich nach seiner Ankunft in Eger schreibt er die neuesten Strophen ins Reine.

Weimar hat ihn wieder. Vor den Tor Seines Hauses  empfängt ihn die Schwiegertochter, ihr erster Blick gilt  nicht dem Antlitz des Ankömmlings, sondern seiner rechten Hand: Ist dort ein Trauring, hat er geheiratet?

Goethes Enkel, Walther und Wolfgang, begrüßen freudig den geliebten „Apapa“: „Hast du uns auch was mitgebracht?“

Durch die „gebildeten Stände“ Weimars geht ein Aufatmen: Goethe hat nicht geheiratet. Es gibt keine neue Erste Dame der Gesellschaft, auch das Haus für deren Mutter gegenüber dem Schloss wird nicht errichtet und auch die zehntausend Taler der Ehrenpension bleiben der Großherzoglichen Privatschatulle erspart.

Noch am Tage seiner Ankunft in Weimar beginnt Goethe mit der Reinschrift des Gedichts auf besonders kostbar-schönen Papier, sie wird in rotes Maroquinleder gebunden und in einer blauen Mappe aufbewahrt, die in gelben Lettern den Andruck ,,Elegie. September 1823” trägt.

Sie ist eine grandiose Auseinandersetzung, sich selbst wieder mit der Welt in Einklang zu bringen. Reflexion, erdachtes Zwiegespräch mit der Geliebten und die Einbeziehung des Lesers wechseln einander ab.

Er beschwört noch einmal das tiefe Gefühl, das ihn zu der Geliebten hinzog, die ,,selige Nähe”, die seine Lebensgeister beflügelte:

 

War Fähigkeit zu lieben, war Bedürfen
Von Gegenliebe weggelöscht, verschwunden,
Ist Hoffnungslust zu freudigen Entwürfen,
Entschlüssen, rascher Tat sogleich gefunden!
Wenn Liebe je den Liebenden begeistert,
Ward es an mir aufs lieblichste geleistet;

 

Und zwar durch sie! – Wie lag ein innres Bangen
Auf Geist und Körper, unwillkommner Schwere,
Von Schauerbildern rings der Blick umfangen
Im wüsten Raum beklommner Herzensleere;
Nun dämmert Hoffnung von bekannter Schwelle:
Sie selbst erscheint in milder Sonnenhelle.

  

Der Dichter beklagt die schmerzliche Trennung von der Geliebten, er empfindet sie als Vertreibung aus dem Paradies:

 

Nun eilt, nun stockt der Fuß, die Schwelle meidend,
Als trieb ein Cherub flammend ihn von hinnen;
Das Auge starrt auf düstrem Pfad verdrossen,
Es blickt zurück: die Pforte steht verschlossen.

  

Seelenzustand, Erinnerungsbilder, Liebesklage —. ein in Stanzen gefasstes Bekenntnis über den Status seiner Lebensbefindlichkeit.

Ohne die Geliebte kommt ihm die Welt schal und leer vor, hat der Erdkreis mit seiner Schönheit seinen Stellenwert verloren.

Doch die Geliebte teilt nicht seinen Weltschmerz, sie rät ihm:

 

Drum tu wie ich und schaue, froh verständig
Dem Augenblick ins Auge! Kein Verschieben!
Begegn ihm schnell, wohlwollend wie lebendig,
Im Handeln sei's, zur Freude, sei's dem Lieben!
Nur wo du bist, sei alles immer kindlich,
So bist du alles, bist unüberwindlich.«

  

Doch die Trennungserfahrung des Liebenden wiegt zu schwer, um sich trösten zu lassen:

 

Mich treibt umher ein unbezwinglich Sehnen,
Da bleibt kein Rat als grenzenlose Tränen.

 

Die ELEGIE ist jedoch eingebettet in die TRILOGIE DER LEIDENSCHAFT, das profunde Mittelteil wird eingerahmt durch den Part AN WERTHER und vor allem durch die AUSSÖHNUNG:

Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen,
Verflicht zu Millionen Tön um Töne,
Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen,
Zu überfüllen ihn mit ewger Schöne;
Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen
Den Doppelwert der Töne wie der Tränen.

 

Und so das Herz erleichtert merkt behende,
Daß es noch lebt und schlägt und möchte schlagen,
Zum reinsten Dank der überreichen Spende
Sich selbst erwidernd willig darzutragen.
Da fühlte sich – o daß es ewig bliebe! –
Das Doppelglück der Töne wie der Liebe.

  

Trennungsschmerz, Liebesverlust und Einsamkeit münden in den Trost der Sinnstiftung durch die Kunst; durch Musik, Poesie und die Selbstheilungskraft der Natur wird ein versöhnender Ausblick und Ausklang bewirkt.

Nur wenigen nahen Freunden gibt Goethe die ELEGIE zu lesen: Humboldt, Zelter - sie sind tief bewegt und voller Bewunderung für die Tiefe des Gefühl s und die künstlerische Vollendung. Das Gedicht sein das Schönste, das er je gemacht.

Im Verlauf der nächsten Monate wird Goethe mehr und mehr bewusst, dass sich seine Hoffnung, Ulrike heimzuführen, nicht erfüllen wird. Er versucht, sich selbst zurück zu nehmen und Distanz zu gewinnen: “Es ist eben ein Hang der mir noch viel zu schaffen machen wird. Aber ich werde darüber hinauskommen. Iffland hätte ein scharmantes Stück daraus fertigen können: ein alter Onkel, der seine Nichte allzu heftig liebt.“

Was bleibt:

„Zierlich Denken und süß Erinnern

Ist das Leben im tiefsten Innern“.

Heilt Zeit Wunden? Zum Jahreswechsel kam jeweils ein artiger Brief der Frau von Levetzow, die inzwischen wiederum geheiratet hatte und eine Gräfin Klebelsberg geworden war: ,,Ulrike ist, wie sie war: gut, sanft, häuslich, sorgt für die Schwester und deren Kinder, dabei heiter, ohne lustig zu sein. Ihre immer gleichbleibende Laune, ihr gefälliges, anspruchsloses Wesen macht ihr fast aus allen Bekannten Freunde, was ja als ein Gluck anzusehen ist.“

Ulrike blieb unverheiratet, so viele Anträge sie auch noch erhielt - es sollen an die fünfzehn Bewerber gewesen sein. In Ulrikes Nachlass fand man holprige Reimversuche von vier weiteren Brautwerbern vor.

In jungen Jahren galt Ulrike als eine vorzügliche Reiterin, sie machte auch in allen Ballsälen eine gute Figur. Sie lebte als Unverheiratete, wie es damals üblich war, auch weiterhin in ihrer Familie. Stationen ihres Lebens waren Prag, Dresden und Wien, wo ihr Stiefvater, Graf Klebelsberg, zeitweilig österreichischer Finanzminister war.

Ein norddeutscher Großerzog ernannte sie zur Ehrenstiftsdame des protestantischen Klosters Zum Heiligen Grabe. Sie erzog ihren Neffen Franz von Rauch. Auf dem Stammsitz der Klebelsberg, Gut Trziblitz, pflegte sie ihren erblindeten Stiefvater. Er und ihre Mutter sind auch an diesem Ort begraben worden.

Ulrike war und blieb bis in ihr hohes Alter eine tatkräftige, umsichtige und umtriebige Gutsherrin. Sie schrieb in ihren späten Jahren nieder, wie ihr Verhältnis zu dem Dichter in jener Zeit gewesen war: ,,Es war keine Liebschaft, sondern Goethe fand Gefallen an mir und suchte mich zu belehren, und ich hatte für ihn eine tiefe Verehrung...”.

Keine Liebschaft. War es nicht.

Als Ulrike von Levetzow im Alter von 95 Jahren starb, sorgten Goethe-Freunde dafür, das Blumen aus Goethes Garten in Weimar ihr als Letzten Gruß dargebracht wurden.

Der große Poet hat sich trotz seines hohen Alters zu dieser Liebe bekannt und hatte den Mut, sie auch leben zu wollen.

 

Ulrike von Levetzow hat durch ihre Anmut, durch die Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit Goethe abermals die Zauberkraft der Liebe spüren lassen. Wir sind dieser Frau zu tiefem Dank verpflichtet, das sie dem Dichter diese wundersamen Tage von Marienbad und Karlsbad mit ihrer Gegenwart verzaubert hat:

Die MARIENBADER ELEGIE.